Sprachlich wunderschön, inhaltlich nicht ganz überzeugt

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Manchmal ist es wirklich ein Fehler, im Vorfeld zu viele Stimmen zu einem Buch zu hören bzw. zu lesen. Im Falle von Für Polina waren es in erster Linie Lobeshymnen und entsprechend groß waren dann auch meine Erwartungen an dieses Buch. Sprachlich fand ich es wirklich wunderschön und ich habe es grundsätzlich auch sehr gerne gelesen, aber die Story an sich hat mich nicht so sehr berührt, wie ich es gehofft hatte. 

Der Roman ist in zwei Teile gegliedert und den 1. Teil fand ich sehr stark. Als Leser:in verfolgt man das Heranwachsen von Hannes und Polina, die mit ihren Müttern Fritzi und Güneş und dem alten Heinrich Hildebrand in dessen Villa wohnen. Teil 1 war für mich sehr atmosphärisch und auch etwas melancholisch, man lernt die Charaktere kennen und auch lieben. Mit einem schlimmen Schicksalsschlag ändert sich Hannes’ Leben schlagartig und Teil 2 beginnt. Und dieser Teil hat für mich leider sehr nachgelassen; die Geschichte wurde zum Teil wirklich kitschig und zu konstruiert, fernab von der Realität und hat diese besondere Atmosphäre aus Teil 1 völlig verloren. 

Der Roman liest sich wie aus der Zeit gefallen und als würde er eher Mitte des 20. Jahrhunderts spielen. Erst durch die Erwähnung von beispielsweise Tiktok (Wovon Hannes noch nie gehört hat, excuse me?) oder Cara Delevingne wird man daran erinnert, dass der Roman in der Gegenwart spielt und das macht die ganze Geschichte für mich auch etwas unrealistisch. Hannes und Polina hatten ein sehr inniges Verhältnis, bis sie sich dann aus den Augen verloren haben und alles, was seitens Hannes passiert, ist, dass er ihr Briefe schreibt und hofft, mit dem für Polina komponierten Stück ihre Aufmerksamkeit zu bekommen? In einer Welt, in der Social Media und Whatsapp existieren? Come onnnnnn!

Für mich war Für Polina leider kein Highlight, ich habe es dennoch gerne gelesen und habe mich gut unterhalten gefühlt. Allein für die Sprache lohnt sich ein Griff zu diesem Buch!