Traurig-schöne Coming-of-Age-Geschichte
Vermutlich ist „Für Polina“ nicht perfekt. Aber: Es war das perfekte Buch für diesen Moment. Es hat mich emotional gecatcht, mich mit Hannes und den teils wunderbar skizzierten Nebenfiguren leiden lassen, mich rasend schnell mit ins Moor und durch Europa geschickt. Ja, vielleicht ist Takis Würger Diogenes-Debüt ein bisschen kitschig, ein bisschen konstruiert, aber hey, es ist vor allem auch eines: gute Unterhaltung für Fans von Coming-of-Age-Geschichten.
Der erste Teil des Buchs ist wunderschön. In toller Sprache nimmt Takis Würger uns mit ins Moor, irgendwo bei Hannover, auf ein altes Gut, verwaltet von Heinrich Hildebrand, ein „alter Zausel“, dessen Herz der kleine Hannes, seine Mutter Fritzi, aber auch deren Freundin Gunes samt Tochter Polina schnell zum Schmelzen bringen. Dieses Zusammenleben ist so heimelig beschrieben, dass das Wörtchen Hygge sich verneigend aus dem Wortschatz verabschieden könnte. Bis zum Ende dieses Abschnitts zumindest.
Im zweiten Teil verlässt der etwas ältere Hannes nach dem Abitur seinen Vater, schleppt Klaviere durch Hamburg statt auf ihnen zu spielen, trifft dabei auf den sonderbaren, aber herzensguten Bosch mit seiner oft zitierten Vorliebe für Olivenöl-Gerichte, auf skurrile Gestalten der musikaffinen Oberschicht und auf Leonie, seine Liebe für die nächsten Jahre. Doch kann er eine Person nicht vergessen, die er über die Jahre aus den Augen, nicht aber aus dem Herzen verloren hat: Polina. Dann beginnt er wieder Klavier zu spielen. Auf der Straße. Und geht damit viral.
Ich kann durchaus verstehen, dass „Für Polina“ auf Kritik stößt, dass Leser:innen Takis Würger vorwerfen, nichts Neues zu schreiben, zu wenig Liebe in die Hauptfiguren gesteckt zu haben, hart auf der Kitschgrenze zu wandeln. Aber Würger hat hier auch wunderbare Figuren geschaffen, die mir mehr ans Herz gewachsen sind als Hannes und Polina. Allen voran die liebenswerte, toughe Fritz, den grummelig-herzensguten Heinrich, den wortkarg-fürsorglichen Bosch. Wenn Autoren es schaffen, dass einem die Nebenfiguren ans Herz wachsen, haben sie in meinen Augen etwas Besonderes geschaffen. So gut haben es nicht alle, manche tauchen zwar wieder auf, ohne besondere Eigenschaften, aber zumindest schließt sich so mancher Kreis.
Dazu ist Würgers Roman ein Coming-of-Age-Roman, ein Genre, dass nicht immer die allzu große Tiefe benötigt, um Emotionen zu wecken. Erinnerungen an die eigene Kindheit oder Jugend oder Zeit danach, Empathie für Hannes. Dass es ein virales Video benötigt, um die Geschichte zu einem Ziel zu führen, ist halt Zeitgeist. Auch das Namedropping von Sophie Passmann und Prince Harry hätte es vermutlich nicht benötigt, werden doch vorher schon andere, viel charmantere fiktive Figuren beim Sharing von Hannes‘ Video gezeigt. Völlig verzeihbar.
Mich hat „Für Polina“ erreicht, für zwei Abende bestens unterhalten, traurig und glücklich gemacht, abwechselnd oder zugleich – das schaffen nicht viele Bücher. Daher: vollste Empfehlung, trotz Hype und Kritik an eben diesem. Am besten aber ist es, das Buch völlig neutral anzugehen und sich von Hannes‘ Melodien durch die Seiten tragen zu lassen. Und hoffentlich entzückt zu sein.
Der erste Teil des Buchs ist wunderschön. In toller Sprache nimmt Takis Würger uns mit ins Moor, irgendwo bei Hannover, auf ein altes Gut, verwaltet von Heinrich Hildebrand, ein „alter Zausel“, dessen Herz der kleine Hannes, seine Mutter Fritzi, aber auch deren Freundin Gunes samt Tochter Polina schnell zum Schmelzen bringen. Dieses Zusammenleben ist so heimelig beschrieben, dass das Wörtchen Hygge sich verneigend aus dem Wortschatz verabschieden könnte. Bis zum Ende dieses Abschnitts zumindest.
Im zweiten Teil verlässt der etwas ältere Hannes nach dem Abitur seinen Vater, schleppt Klaviere durch Hamburg statt auf ihnen zu spielen, trifft dabei auf den sonderbaren, aber herzensguten Bosch mit seiner oft zitierten Vorliebe für Olivenöl-Gerichte, auf skurrile Gestalten der musikaffinen Oberschicht und auf Leonie, seine Liebe für die nächsten Jahre. Doch kann er eine Person nicht vergessen, die er über die Jahre aus den Augen, nicht aber aus dem Herzen verloren hat: Polina. Dann beginnt er wieder Klavier zu spielen. Auf der Straße. Und geht damit viral.
Ich kann durchaus verstehen, dass „Für Polina“ auf Kritik stößt, dass Leser:innen Takis Würger vorwerfen, nichts Neues zu schreiben, zu wenig Liebe in die Hauptfiguren gesteckt zu haben, hart auf der Kitschgrenze zu wandeln. Aber Würger hat hier auch wunderbare Figuren geschaffen, die mir mehr ans Herz gewachsen sind als Hannes und Polina. Allen voran die liebenswerte, toughe Fritz, den grummelig-herzensguten Heinrich, den wortkarg-fürsorglichen Bosch. Wenn Autoren es schaffen, dass einem die Nebenfiguren ans Herz wachsen, haben sie in meinen Augen etwas Besonderes geschaffen. So gut haben es nicht alle, manche tauchen zwar wieder auf, ohne besondere Eigenschaften, aber zumindest schließt sich so mancher Kreis.
Dazu ist Würgers Roman ein Coming-of-Age-Roman, ein Genre, dass nicht immer die allzu große Tiefe benötigt, um Emotionen zu wecken. Erinnerungen an die eigene Kindheit oder Jugend oder Zeit danach, Empathie für Hannes. Dass es ein virales Video benötigt, um die Geschichte zu einem Ziel zu führen, ist halt Zeitgeist. Auch das Namedropping von Sophie Passmann und Prince Harry hätte es vermutlich nicht benötigt, werden doch vorher schon andere, viel charmantere fiktive Figuren beim Sharing von Hannes‘ Video gezeigt. Völlig verzeihbar.
Mich hat „Für Polina“ erreicht, für zwei Abende bestens unterhalten, traurig und glücklich gemacht, abwechselnd oder zugleich – das schaffen nicht viele Bücher. Daher: vollste Empfehlung, trotz Hype und Kritik an eben diesem. Am besten aber ist es, das Buch völlig neutral anzugehen und sich von Hannes‘ Melodien durch die Seiten tragen zu lassen. Und hoffentlich entzückt zu sein.