Zorn und Zartheit

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saskian Avatar

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Schon auf den ersten Seiten entfaltet Furye eine intensive, poetische Atmosphäre, die gleichermaßen verstört wie fasziniert. Die Sprache ist klar und zugleich durchdrungen von feiner Melancholie, voller Bilder und Emotionen, die nachhallen. Die Erzählerin schreibt aus einer Art innerem Exil heraus – ein stiller Raum, in dem sie schweigt, aber dennoch alles sagt. Fragmentarische Erinnerungen, Stille, Schuld und der Versuch, sich selbst wieder zusammenzusetzen, bilden den Einstieg in eine Geschichte, die sofort spürbar macht: Hier liegt etwas Dunkles, Unausgesprochenes unter der Oberfläche.

Rubik gelingt es meisterhaft, persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlichem Zynismus zu verweben. Die Schilderungen der Kunstszene sind bissig und pointiert, voller entlarvender Details, die die Hohlheit elitärer Kreise offenlegen – und mittendrin die Erzählerin, getrieben von Pflichtgefühl, Zynismus und einer tiefen inneren Erschöpfung. Ardo, der gefeierte Musiker mit zerstörerischen Tendenzen, ist dabei kein reines Karikaturbild, sondern Ausdruck eines Systems, das Talent ausschlachtet und Menschlichkeit verschleißt.

Der Text changiert zwischen lyrischer Innerlichkeit und scharfer, fast satirischer Beobachtung, was ihn ungewöhnlich dicht und spannend macht. Man spürt, dass hinter jeder Beobachtung, jeder Erinnerung ein Geheimnis liegt, das nach und nach enthüllt werden will. Wer sind die Toten, von denen im Nachrichtenschnipsel berichtet wird? Warum ist die Erzählerin so zerrissen? Und was war dieser Sommer der Furien?

Ich will weiterlesen, weil der Text mich nicht loslässt – nicht nur wegen der kunstvollen Sprache, sondern weil sich ein Geheimnis andeutet, das tief geht. Weil ich mehr wissen will über das, was passiert ist. Über die Figuren, ihre Brüche, ihre Sehnsucht nach einem „leeren, neuen Blatt“. Und weil Furye jetzt schon zeigt, dass es nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern eine Haltung, ein Lebensgefühl – zwischen Wut, Schmerz und zarter Hoffnung.