Eine Geschichte der verpassten Chancen

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leseratte87 Avatar

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„Furye“ erzählt die Geschichte einer erfolgreichen Musikmanagerin, die nach einem Anruf in ihre Heimatstadt zurückkehrt, die sie vor 20 Jahren verlassen hat. Dort wird sie mit ihrer Vergangenheit, ihrer großen Liebe und ihrer einsamen Gegenwart konfrontiert, denn außer ihrer Mutter ist ihr niemand mehr geblieben.
Die Hauptfigur, Alec (Alekto), hat sich in ihrer Jugend mit zwei Freundinnen, Tess (Tisiphone) und Meg (Megaira), nach den Furien, den drei griechischen Rachegöttinnen, benannt. Kat Eryn Rubik ist eine aufstrebende Autorin, die mit „Furye“ versucht, mythologische Elemente in eine moderne Geschichte zu integrieren. Leider blieben die Charaktere für mich unnahbar, und ihre Entwicklung wirkte insgesamt eher oberflächlich. Besonders Romain, die große Liebe von Alec, konnte mich nicht überzeugen. Sein Charakter ist tief unsympathisch und zeigt einen Machtmissbrauch, der im Laufe der Handlung immer deutlicher wird. Diese Charakterzeichnungen machten es mir schwer, in die Geschichte einzutauchen und mit den Figuren mitzufühlen.
Der Schreibstil der Autorin ist vielversprechend, lässt jedoch in dieser Erzählung einige Wünsche offen, teilweise poetisch, doch auch holprig und unnatürlich, was den Lesefluss beeinträchtigt. Möglicherweise trägt die Übersetzung Schuld daran. Das Leseerlebnis war zeitweise zäh, und ich fand mich oft gelangweilt von der Handlung. Die Erwartungen, die ich aufgrund des tollen Covers und des Klappentextes hatte, wurden nicht erfüllt. Statt einer spannenden und interessanten Geschichte erhielt ich eher das Gefühl, eine Teenie-Netflix-Serie mit Gossip-Girl-Momenten zu lesen – eine Richtung, die ich nicht erwartet hatte.
Im Vergleich zur Furien-Trilogie von Elisabeth Miles finde ich die Thematik der griechischen Rachegöttinnen dort viel besser umgesetzt. Auch in „Wut die bleibt“ von Mareike Fallwickel kommt die Wut viel besser zur Geltung. Beide Geschichten gingen mir näher als „Furye“. Obwohl Alec und ihre Freundinnen mit viel Potenzial eingeführt werden, bleibt ihre Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Die Beziehung zwischen Alec und Romain ist besonders problematisch und wirft Fragen über toxische Beziehungen auf, die nicht ausreichend behandelt werden. Während ich auf eine tiefere Auseinandersetzung mit den Themen Rache und Selbstfindung hoffte, fühlte ich mich oft in einer oberflächlichen Teenie-Dramaturgie gefangen. Das Ende bot zwar einige interessante Wendungen, ließ mich jedoch mit dem Gefühl zurück, dass die Geschichte mehr hätte bieten können.
Auswirkungen der Mythologie: Die Mythologie der Furien wird zwar in den Namen der Protagonistinnen aufgegriffen, doch bleibt ihre Symbolik in der Handlung oft ungenutzt. Die Rachegöttinnen stehen für mächtige Emotionen, aber diese werden nicht vollständig ausgeschöpft. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin diese mythologischen Elemente tiefer in die Charakterentwicklung und die Handlung integriert.
Emotionale Tiefe: Themen wie Identität und Verlust sind in der Geschichte präsent, werden jedoch nicht ausreichend vertieft. Die Suche nach Zugehörigkeit, die Alec in ihrer Heimatstadt erlebt, hätte eine tiefere emotionale Resonanz erzeugen können, die mir in der Erzählung gefehlt hat.
Erwartungen vs. Realität: Aufgrund des ansprechenden Covers und des vielversprechenden Klappentextes hatte ich hohe Erwartungen an eine spannende und tiefgründige Geschichte. Leider wurde ich enttäuscht, da die Handlung oft oberflächlich blieb und nicht die Tiefe erreichte, die ich mir erhofft hatte.
Insgesamt richtet sich „Furye“ an jüngere Leserinnen, auch wenn einige Szenen nicht unbedingt jugendfrei sind. Leser, die eine leichte, oberflächliche Geschichte ohne tiefgehende Themen bevorzugen, könnten hier auf ihre Kosten kommen. Für mich persönlich war das Buch jedoch nicht das, was ich mir erhofft hatte, und ich kann es nur bedingt empfehlen.