Solider Sommer-Roman

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Bereits im Hochsommer habe ich diesen Roman gelesen, in der Hoffnung auf eine Geschichte, die Atmosphäre und Spannung miteinander verwebt: Hitze, flirrendes Licht, ein düsterer Schatten, der sich über alles legt. Und, ja, ein Hauch Gänsehaut. Denn wer mich kennt, weiß: Ich habe eine Schwäche für Romane, in denen Frauen am Rande des Kontrollverlusts am Abgrund balancieren, was das tiefenpsychologisch aussagt, darüber reden wir mal nicht. Der Einstieg ist stimmig. Die sommerliche Hitze ist spürbar, sie wirkt nicht nur als Hintergrund, sondern prägt die Stimmung und das Tempo der Geschichte. Die erste Hälfte hält dieses Versprechen ziemlich gut. Getragen von der Frage, was wirklich an den Serpentinen passiert ist, von denen der Klappentext spricht.

Im Mittelpunkt steht eine erfolgreiche Musikmanagerin, Ende dreißig, die in Rückblenden auf ihre Vergangenheit blickt. Sie wirkt dabei wie eine inszenierte Version ihrer selbst, äußerlich souverän, innerlich unzugänglich. Was ihr an Reichtum und Erfolg nicht fehlt, fehlt ihr an emotionaler Tiefe. Bald wird deutlich, dass dieser Widerspruch nicht zufällig ist. Doch während der Roman große Themen aufruft: Schuld, Erinnerung, weibliche Wut, verliert er sich zu oft im Konzeptuellen und bleibt mit seinen Figuren für mich zu sehr an der Oberfläche.
Sprachlich gibt es dafür schöne Momente, klare, manchmal poetische Bilder. Besonders die Idee, die Furien aus der Mythologie als Symbol einzubauen, fand ich stark. Ich hätte mir nur gewünscht, dass dieser Gedanke tiefer mit der Handlung verwoben ist, statt im Hintergrund zu verpuffen, während eine jugendliche Liebesgeschichte Raum einnimmt. Leider schon zigfach gelesen.
Fazit: Furye überzeugt mit Idee und Atmosphäre, traut sich aber zu wenig. Der Roman bleibt dort stehen, wo es spannend hätte werden können.