Äußerst interessant!

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hundertmorgenwald Avatar

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In „Gangsterblues“ schildert er Fälle, die genau so nie passiert sind, aber hätten passiert sein können. Er hat aus vielen realen Einzelschicksalen eine neue Lebensgeschichte geschrieben. Von neun Fällen erzählt er hier, jede auf ihre Art schockierend, berührend, hart.
Da sitzt einer unschuldig lebenslang im Knast. Ein andere ist ein wahrer Psychopath, ein Narzisst, wie er im Buche steht. Doch als er die Grenze überschreitet, bekommt er eine Abreibung, die ihn sein zukünftiges Leben prägen wird. Da sind die ganz alten Insassen, die gar nicht mehr wissen, wie man sich draußen zu recht findet. Ein ganz gefährlicher, bei dem doch alle froh sind, als sie ihn los werden. Ein Auftragskiller einer ausländischen Regierung, wo plötzlich Räder rollen, von denen selbst Bausch lieber nichts wissen will.


Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen.

Man bekommt Einblicke in Lebensgeschichten, die einem so nicht mal in einem Krimi nahe gebracht werden können. Denn hier erfährt man nicht nur Einblicke in den Gefängnisalltag (wenn auch nur im Ansatz), sondern man bekommt auch Einblicke in die Seele mancher Insassen. Die unterm Strich alle nur Menschen sind, mit Ängsten und Sorgen. So sehr einem diese Sicht aus der Opferrolle oder der Beobachterrolle im realen Leben auch verständlicherweise abgeht.

Doch Bausch erzählt es auf eine Art, bei der man plötzlich Mitgefühl empfinden kann, wenn natürlich auch nicht bei allem. Er beschreibt die Fälle mit einer ärztlich, sachlichen und auch mitfühlenden Distanz, in denen er so wohl die Gefährlichkeit der Insassen als zum Teil auch deren liebenswürdigen Seiten nicht außen vor lässt.
Dabei berichtet er aus der Gegenwart des Gefängnisalltags, bei dem die Männer (meistens) zu ihm als Arzt kommen. Von den Verbrechen erfährt man auf sachliche Art, so wie sie in der Regel in der Akte stehen, die sich Bausch kommen lässt.
Dabei ist Bausch den Insassen gegenüber stets aufgeschlossen und freundlich, sich seiner Verantwortung bewusst, dass sie manchmal mit niemandem Reden können, außer mit ihm.

Fazit:
Geschichten, die das Leben schreibt.
Tragisch, traurig, empörend.

Geschichten, die der Knast schreibt.
Interessant, spannend, erschreckend.

Ich hoffe sehr, dass es nicht das letzte Buch von Joe Bausch ist.