Harte Geschichten

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Wer kennt ich nicht, den sympathischen und stets sehr abgeklärt wirkenden Rechtsmediziner aus den Kölner Tatorten? Joe Bausch, der in seinem wahren Leben neben der Schauspielerei in einem Werler Gefängnis als Leitender Regierungsmedizinaldirektor tätig ist.
In seinem neuen Buch erzählt er aus seinem Erfahrungsschatz zwölf fiktionale Geschichten, welche aber durch das wahre Leben inspiriert wurden. Er untertitelt sein neues Werk "Gangsterblues" mit der Beschreibung "Harte Geschichten".
Wer hier nun blutrünstige Schilderungen spektakulärer Kriminalfälle der jüngsten Vergangenheit erwartet liegt mit dem Buch völlig falsch. Der Autor legt den Fokus viel mehr auf die Welt innerhalb der Vollzugsanstalt. Wie leben die Gefangenen hier auf engsten Raum? Wie ist das soziale Gefüge? Wie findet sich eine Hierarchie in dieser gewaltbereiten Männerwelt? Was beschäftigt die Gefängnisinsassen an den langen Tagen ohne Abwechslung?
Joe Bausch erzählt die Geschichten in einer bildreichen und sehr angenehm zu lesenden Schreibweise, die die Fälle trotz ihrer Fiktionalität sehr authentisch erscheinen lässt. Die außergewöhn-lichen Schicksale, welche hier geschildert werden, sieht der Autor stets aus seiner professionellen Brille des Gefängnisarztes. Oftmals lassen ihn die Geschichten über die Vergangenheit seiner Patienten nicht kalt, aber die Protagonisten sind letzten Endes für ihn trotz ihrer Vergangenheit nur hilfesuchende Menschen, denen er sich verschrieben hat, zu helfen.
Der Unterhaltungswert der unterschiedlichen Einzelfälle ist aus meiner Sicht sehr hoch, so dass ich das Buch auch für lesenswert halte. Es gewährt einen fundierten und interessanten Blick in eine Welt, die der Vielzahl der Leser wohl verschlossen bleibt. Ich bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen.