Exorzismus mit Alpaka

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anneteekanne Avatar

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Cover:
Pink. Ein Wegweiser und eine Frau, die nicht weiß wohin.

Zum Buch:
Mara ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat einen interessanten Job, mit einer stressigen Chefin (Alex). Sie hat seit acht Jahren einen Freund (Sebastian), der ihr im letzten Sommer einen Antrag gemacht hat. Es fehlen eigentlich nur noch Haus und Kinder zum perfekten Glück.
Bis zu einem verhängnisvollen Freitag, an dem Alex einen Kurztrip nach Marokko unternimmt, Mara ihren Hund aufs Auge drückt und Sebastian auf gepackten Koffern sitzt und sie bitte, während er über das Wochenende weg ist, ihrerseits ihre Sachen zu packen und auszuziehen. Er liebe eine andere Frau und möchte sich trennen.
Mara ist von den Socken, das war nicht ihr Lebensplan! Und nun stellt Mara schmerzhaft fest, das eigentlich ihr ganzen Leben auf einer falschen Basis steht und das sie dringend mal aufräumen muss, auch wenn es weh tut.

Meine Meinung:
Dies ist der fünfte, liebenswerte Liebesroman von Kyra Groh.
Protagonisten Mara wächst einem nach wenigen Seiten ans Herz und ich muss gestehen, ich stelle sie mir immer (wie auch schon in den Romanen zuvor) wie die Schriftstellerin selber aussehend vor.
Auch wenn Mara am Anfang total strukturiert, organisiert und von Perfektion getrieben wirkt, ist sie eigentlich ganz normal. Ja, ihr Wortschatz ist durchzogen von Prioritätenlisten, von als Erstes am Tag mache ich dies und dann das. Und ja, Mara möchte ihr Leben und alles drum herum gerne unter Kontrolle behalten, sie hat immer versucht alles richtigzumachen, damit ihr Umfeld stolz auf sie war und sie hat immer versucht zu helfen, damit das Leben eben nicht so viele Ecken und Kanten hat, sondern reibungslos läuft.
Schließlich hat jeder To-do-Listen, Bucket-Listen oder Einkaufslisten. Deshalb ist man noch nicht pedantisch oder ein Kontrollfreak. Das sind Hilfsmittel, um den Alltag zu organisieren.
Was ein bisschen stört ist, dass Mara dann im Laufe der Handlung als total planlos dargestellt wird. Dazu trägt auch der nette Gimmick bei, das die Kapitel mit Plan A, Plan B bis Plan Z betitelt sind. Wie gesagt, das ist nett, aber es suggeriert auch, das Mara ständig einen neuen Plan schmieden muss, weil der davor gescheitert ist und das stimmt nicht! Der große Plan (Haus, Heirat, Kinder) ist gescheitert und Mara muss von vorne anfangen. Aber planlos oder chaotisch ist das nicht, es ist normal, dass man nach einer Niederlage darüber nachdenkt, was man machen kann, welche Optionen man hat.
Fast nebenbei bringt Kyra Groh dann immer so kleine Weisheiten, über die man gar nicht nach denkt, wenn alles okay ist:
"Das Schwerste daran, eine Beziehung loszulassen, ist, dass die wichtigste Bezugsperson nicht mehr da ist. Die Person, die alles von einem weiß, die man anrufen will, wenn etwas Schönes passiert, und an deren Halskuhle man heulen möchte, wenn das Leben einen mal wieder zerreißt. Ohne diese Person bleiben all diese Gefühle einfach in der Luft hängen. Unverarbeitet. Ungeteilt. Unbemerkt." Seite 160

Vielleicht sollten wir alle des Öfteren in uns gehen und unser Leben betrachten, denn
"So geht das Leben nicht. Es ist keine Aufführung mit nur einer Hauptdarstellerin. Das Leben ist ein ganzes Ensemble an Menschen. Und während ich Alex’ Oberarm streichele und zulasse, dass sie sich an meiner Schulter ausweint, denke ich an mein Ensemble. Das Orchester meines neuen Lebens." (Seite 276)
Vielleicht findet man dann einen neue Liste, die man ab arbeiten kann oder einen Plan, der durchgezogen wird.


Fazit:
Ich habe mich sehr gut unterhalten lassen und freue mich (in zwei Jahren) auf das sechste Werk von Kyra Groh.