Leben ist, was passiert, während du andere Pläne machst

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Genau nach diesem Motto verläuft auch Maras Leben: Denn an sich ist Mara eine von der Sorte, die immer einen Ersatzplan in der Tasche hat. Und meist klappt das auch ganz gut: Sie ist Ende 20, hat einen Job, der ihr Spaß macht, ist verlobt und auch sonst läuft es eigentlich ganz gut für sie, doch dann mischt sich das Leben ein – bei ihr in Form ihres Verlobten, der mit ihr Schluss macht. Und das ist für die immer planende und organisierende Mara eigentlich ein Albtraum (mal so eben schnell ausziehen zu müssen, noch dazu weil der Traummann ein passenderes Deckelchen gefunden hat) – und andererseits hat sie jetzt ja viel zu organisieren … Flugs zieht sie erstmal aufs Bürosofa, wo sie Marius begegnet. Der ist zwar sehr charmant, humorvoll und unkompliziert, für die „reife Mara“ mit seinen 22 Jahren aber viel zu grün hinter den Ohren. Als sie auch ihr Übergangsquartier im Büro verlassen muss, zieht sie in die WG ihres Bruders. Dort gerät ihre Idee des durchgeplanten Lebens dann mehr und mehr ins Wanken: Sie lernt neue Seiten an sich und ihrer Umwelt kennen, rechnet mit ihrer Mutter ab, krempelt so einiges um und stellt fest, dass es manchmal gar nicht so verkehrt ist, keinen Plan zu haben ...
Tja, was soll man noch viel sagen: Das Buch liest sich sehr leicht – man fliegt geradezu durch die Seiten (und das sind einige). Das liegt sicher am Genre (grob beschrieben „heiterer Frauenroman“) und Kyra Grohs Schreibstil. Der ist nämlich geprägt von einer gehörigen Portion Humor, der sich vor allem in skurrilen Personen bzw. Situationen niederschlägt, einer Prise Ernsthaftigkeit (Reflexion des eigenen Lebensplans, welche Rolle spielen Influencer und „Social Media“ usw.) und einer gewissen Vorhersehbarkeit (wenngleich es natürlich dem Thema gemäß durchaus Wendungen und Unvorhergesehenes gibt). Die Figuren werden liebevoll gezeichnet und man wird bei der Lektüre gut unterhalten. Was will man also mehr für ein Wochenende mit einem Buch auf dem Sofa? Nichts, richtig – warum dann doch ein Abzug? Besonders lange wird man sich an die Lektüre vermutlich nicht erinnern und es bleibt die Frage, ob der Wandel vom „planenden Wesen“ zur „planlosen Kreativen“ wirklich so leichtfällt?! Ich wage es zu bezweifeln, wobei mir klar ist, dass es bei dem Genre verwegen ist, den Maßstab der Realität anlegen zu wollen.