Ein Schöngeist der besonderen Art

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„Garden Girls“ klingt nach Schönheit, nach Freiheit, nach Natur, nach Sommer und Wärme, auch vermittelt das Cover auf den ersten Blick dieses warme Gefühl - von Blumen umgeben, ein stimmungsvolles Ambiente, dazu Beethovens Mondscheinsonate. Zum Dahinschmelzen romantisch.

Wäre da nicht diese Dissonanz, dieser Missklang, diese so falschen Töne, denn schon der Prolog zerstört dieses Bild, er lässt mich frösteln. „Komm, meine kleine Blume. Hinein mit dir.“

FBI-Agent Tiberius Granger, kurz Ty genannt, wird mit seinen Kollegen zu einem Leichenfund gerufen. Eine vom Hals bis zu den Schenkeln mit Rosen tätowierte Frau lehnt am Eingang eines Leuchtturms. Bald ist klar, dass es sich um Amy-Rose Rydell handelt, die seit einem halben Jahr vermisst wird. Auch Lily Hayes Leiche, von der seit fünf Monaten jede Spur fehlt, wird an einem anderen Leuchtturm, ähnlich drapiert, mit Lilien tätowiert, gefunden.

Ty wird von seiner Vergangenheit eingeholt, er trifft auf seine große Liebe Bexley Hemmingway, die er viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Ahnah, Bex Schwester, ist verschwunden – ist auch sie diesem „Tattoo-Künstler“ in die Hände gefallen? Die fieberhafte Suche beginnt.

Die Zeit drängt, denn ein schwerer Sturm hält genau auf ihre Gegend zu. Sie gehen momentan von acht vermissten Frauen aus, sie alle tragen eine Blume im Namen. Die bedrohliche Atmosphäre ist stets gegenwärtig und die Frage, ob auch Bex Schwester von diesem schöngeistigen Ungeheuer festgehalten wird, schwingt mit. Zwischendurch meldet sich der Täter selber zu Wort, er scheint Ty ganz nahe zu sein, bleibt jedoch unsichtbar. Und - wir bekommen Einblicke in seine Welt.

Die Story fesselt sofort. Es tauchen so etliche zwielichtige Gestalten auf, denen man jedes Verbrechen zutrauen würde. Dann wieder sind es private Offenbarungen, die Ty fast den Boden unter den Füßen wegziehen. Man spürt seine innere Zerrissenheit, auch scheint eine Sekte eine nicht zu unterschätzende Rolle zu spielen. Und immer wieder dieses „schöne“ Bild der Blumen, die vollkommene Ästhetik, die doch so verstörend anmutet.

Dieser Thriller ist voller Dramatik, die Szenen beklemmend, die Figuren gut nachvollziehbar gezeichnet. Lediglich der Schluss war mir zu langatmig, ich hätte ihn mir kurz und knackig gewünscht, dieses Langgezogene, alles bis ins letzte Detail Erklärende, wäre für meine Begriffe nicht notwendig gewesen. Alles davor ist Gänsehautfeeling, es ist Spannung pur - ein absolut empfehlenswerter Thriller.