Schwedenkrimi der etwas anderen Art

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Bei dem Kriminalroman „Geburtstagskind“ von Anders Roslund handelt es sich nicht um einen typischen Schwedenkrimi. Es geht vielmehr um Waffenhandel und organisierte Kriminalität mitten in Schweden. Im Mittelpunkt der Handlung steht zu Beginn die kleine Zana, die an ihrem 5. Geburtstag als einzige das Massaker an ihrer Familie überlebt. Der eigenbrötlerische Kommissar Ewert Grens fand damals das verstörte Mädchen, welches mehrere Tage lang alleine mit ihren toten Familienmitgliedern in der Wohnung lebte. Zwanzig Jahre später wird Grens erneut in das Stockholmer Apartment gerufen, nachdem es dort einen merkwürdigen Einbruch gegeben hat. Was hat der Täter dort gesucht und ist er nun auch Zana auf der Spur, die mittlerweile als Erwachsene unter einer neuen Identität lebt? Grens, den der Fall von damals nie wirklich losgelassen hat, begibt sich auf die Suche nach Zana.
Im zweiten Teil dieses komplexen Kriminalromans lernen wir Piet Hoffmann und seine Familie kennen. Hoffmann war viele Jahre lang als Infiltrator für die schwedische Polizei tätig und unterwanderte in deren Auftrag kriminelle Vereinigungen. Nun wird Hoffmanns Familie bedroht und die Erpresser verlangen von ihm, einen Bandenkrieg mit einer neuartigen Waffe anzuzetteln.

Lange habe ich mich beim Lesen gefragt, wie die beiden Fälle - das Familienmassaker in der Vergangenheit sowie Hoffmanns Erpressung in der Gegenwart - zusammenhängen. Anhand des Klappentextes und der Leseprobe hatte ich zunächst eine Handlung erwartet, die die Geschichte von Zana in den Vordergrund stellt. Stattdessen steht nun Piet Hoffmann im Mittelpunkt der Handlung, der in seiner Verzweiflung Ewert Grens um Hilfe bittet. Erst nach und nach offenbaren sich beim Lesen die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen, bis schließlich zum Ende des Buches auch der Werdegang von Zana aufgedeckt wird.
Trotz der komplexen Handlung und den verschiedenen Erzählsträngen gelingt es Anders Roslund die Spannung kontinuierlich aufrecht zu erhalten und gegen Ende sogar noch einmal dramatisch anzuziehen. Auf den knapp 550 Seiten gab es aus meiner Sicht keine überflüssigen Passagen und alle losen Fäden wurden schlussendlich zu einer schlüssigen Auflösung verknüpft. So sehen ich auch gerne über kleinere Ungereimtheiten (Hoffmann lässt sich mal eben seine Stimme operativ verändern) hinweg.

Alles in allem ist „Geburtstagskind“ ein fesselnder Schwedenkrimi der etwas anderen Art. Es geht eben nicht um eine klassische Mordermittlung, stattdessen müssen sich Grens und Hoffmann tief in das Milieu der organisierten Kriminalität begeben. Mit diesem komplexen Kriminalroman zeigt Roslund, dass er sein Handwerk bestens beherrscht und ich würde mich freuen, wenn es einen weiteren Band rund um seinen eigenwilligen Ermittler Ewert Grens geben würde.