Zwei Mal 72 Stunden

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clematis Avatar

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„Hochsollsieleben, hochsollsieleben“, in Dauerschleife, ebenso das Kinderprogramm im Fernsehen – erbost ruft ein Nachbar die Polizei. Aber was Ewert Grens erwartet, raubt dem erfahrenen Kriminalkommissar fast den Atem. Fünf Jahre und ein paar Tage ist Zana nun alt, ein paar Tage Verwesung überdecken den Duft von fünf Kerzen und Geburtstagskuchen.

17 Jahre später wird in dieselbe Wohnung eingebrochen und Grens weiß, jetzt wird es mehr als gefährlich. Der Fall von damals ist noch nicht zu Ende.
Mit einem Prolog, der dem Leser beinahe das Herz zum Stolpern bringt, eröffnet Anders Roslund diesen fulminanten Kriminalroman. Die kleine Zana steht im Mittelpunkt des Geschehens, das Grens und Hoffmann noch Jahre später lebensgefährlich werden wird.

Fesselnd und mitreißend im Stil, spannend durch wechselnde Schauplätze und Sichtweisen wird die Geschichte aufgerollt – größtenteils aus der Perspektive des neutralen Erzählers, vereinzelt aber auch in Ich-Form erzeugt der Autor einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann.

Von Anfang an werden alle wichtigen Figuren sehr treffend charakterisiert, so stellt sich zum Beispiel Grens als sehr erfahrener Kommissar dar, der kurz vor seiner Pensionierung gar nicht weiß, was er denn sonst noch alles treibt, außer Verbrecher zu jagen oder Straftaten von vornherein zu verhindern. Unterstützt wird er von seiner geradlinigen und äußerst hartnäckigen Kollegin Mariana Hermansson, die ihn an eine nie geborene Tochter erinnert. Aber nicht nur die Personen, nein, auch die Stimmung ist hervorragend ausgearbeitet, liebevolle Menschen wie knisternde Spannung, aufkeimendes Misstrauen und hinterhältiger Verrat inmitten des Polizeigebäudes füllen Seite um Seite und lassen ein Kapitel nach dem anderen dahinfliegen. Immer weitere Kreise ziehen mafiöse Machenschaften, immer knapper wird das Zeitfenster, das den Ermittlern zur Verfügung steht. Bis zuletzt ist unklar, wer und was sich hinter allem verbirgt, selbst Grens durchschaut das miese Spiel erst (zu?) spät.

Dieser Krimi beeindruckt einfach auf ganzer Linie – Schreibstil, Spannung, Stoff der Handlung – alles passt perfekt zusammen, alles fügt sich zu einem logischen Ende und lässt den Leser schließlich berührt und aufgewühlt zurück. Großartig!