Eine interessante Idee rund um den großen Schriftsteller und einen Übersetzer mit fotografischem Gedächtnis

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
büchercocktail Avatar

Von

Ein heute weit über Hundertjähriger erzählt uns, wie er 1930 in Litauen an der Ostsee um die Gunst des großen Thomas Mann buhlte, sein frisch mit dem Nobelpreis dekoriertes Werk "Die Buddenbrooks" ins Litauische übersetzen zu dürfen, und welche Verwicklungen dadurch angestoßen wurden.
Die Geschichte zieht einen sofort in den Bann: Die gewählte Ich-Perspektive lässt die Erlebnisse real erscheinen, was durch die direkte Ansprache des Lesers noch verstärkt wird ("Sie müssen meinen Worten also nicht vertrauen", S. 16). Das Bemühen des noch unbekannten Übersetzers, der seinem Idol am Strand geradezu auflauert, um ihm sein Angebot zu unterbreiten, macht ihn sympathisch und sorgt für eine schnelle Identifikation. Außerdem hilft die Sprache dabei, sich in das Setting einzufinden: Es gibt nicht einfach einen Hund, sondern einen Owtscharka, es wird nicht einfach Wodka getrunken, sondern Starka, und das Wort "Photographie" darf man hier noch mit doppeltem ph lesen. So ist alles bereitet, um einen geschicken Cliffhanger zu setzen. Denn was der Leser auf S. 27 schon weiß, Thomas Mann zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht:
Der Übersetzer Miuleris hat ein fotografisches Gedächtnis und den Inhalt dreier frisch von Mann beschriebener Blätter, die vom Wind verwirbelt wurden und die er wieder eingesammelt hat, schon durch diesen kurzen flüchtigen Blick memoriert, was ein noch nicht bekanntes, folgenschweres Problem aufwirft.
Und das möche man jetzt unbedingt kennenlernen!