Amüsanter und spannender Regionalkrimi

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marionhh Avatar

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Syracuse Perez, Vollblut-Südfranzose, Weinhändler und Schlitzohr, liebt seine Tochter, seinen Wein und gutes Essen. Umso mehr steht er unter Schock, als er erfährt, dass seine geliebte Marie-Hélène den Juniorchef seines Lieblings-Frühstückslokal ehelichen will, den er schlichtweg für unterbelichtet hält. Die Jungen bitten ihn um Hilfe gegen Maries Mutter, die ebenfalls gegen die Verbindung ist. Als hätte er nicht genug zu tun, wird auch noch ein Toter im Weinberg seines Vaters Antonio gefunden. Als sich herausstellt, dass sein Vater immer den Namen des geheimen Edel-Weines murmelt und dass der Tote außerdem der ehemalige Erntehelfer Antonios Kahil ist, sieht sich Hobby-Detektiv Perez genötigt, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen. Vom Polizeichef Boucher, einem Nordfranzosen, hält Perez nämlich auch nichts. Seine Ermittlungen führen Perez ins Drogenmilieu und in menschenunwürdige Flüchtlingsunterkünfte, er fördert einige sehr brisante Wahrheiten ans Licht und bringt sich dadurch mehr als einmal in höchste Gefahr…

Herrlicher Krimi mit viel Lokalkolorit und einem schlitzohrigen und cleveren, aber sehr sympathischen und ungewöhnlichen Ermittler. Der Autor versteht es, die Umgebung und die Charaktere vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen, sein Schreibstil ist bildhaft und super eingängig, und Perez ist einfach köstlich! Man lebt sofort mit ihm mit, und auch wenn seine Methoden manchmal laienhaft, gefährlich und unprofessionell sind, so hat er doch mit seinen unkonventionellen Methoden Erfolg. Und er schafft es immer wieder, die störrische Verwandtschaft, die ebenso störrischen Dorfbewohner und auch ihm völlig fremde Personen dazu zu bringen ihm zu helfen. So kommt er immer ans Ziel und ist am Ende fein raus. Anfangs plätschert die Geschichte ein wenig dahin, es wird viel Zeit auf Perez´ Abneigung zu Maries Heiratswunsch, seine Vorlieben, seine Gewohnheiten verwandt. Aber je mehr Perez herausfindet, umso mehr nimmt die Geschichte Fahrt auf, und der Autor schafft es vorzüglich, den Leser bei der Stange zu halten.

Die Charaktere sind generell fein herausgearbeitet, der Autor beschreibt die südfranzösische Seele liebe- und humorvoll, und dass er Land und Leute liebt, merkt man in jeder Zeile. Sicherlich ist dies keine hochgeistige Krimiliteratur, doch der Fall ist durchaus brisant, hat einige überraschende Wendungen, birgt einige politische Fakten und bringt unangenehme Wahrheiten ans Licht, die so nicht nur auf Frankreich zutreffen, sondern die, was Korruptheit und Flüchtlingspolitik angeht, durchaus in jedem beliebigen europäischen Land so stattfinden könnten. Nicht zuletzt ist er spannend und brandaktuell. Perez ist eine starke Hauptfigur, ein schwieriger Charakter mit seinen Macken, jedoch ein loyaler Freund und liebevoller Vater, der es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt. Familie und sein geliebter Wein, den er auf nicht ganz legalem Wege produziert und vertreibt, gehen ihm über alles, da lässt er sich auf keine Diskussion ein. Doch er lässt sich durchaus auch läutern, im Laufe der Geschichte sieht er ein, dass er seine geliebte Tochter ihren Weg gehen lassen muss.

Fazit: Bereits der zweite Fall nach „Tödlicher Tramontane“ für den Mann mit dem ungewöhnlichen Vornamen, der einfach nur Perez genannt werden will und auf das Monsieur so gar nicht kann. Ein spannender Krimi vor malerischer Kulisse, faszinierende Menschen, einfach gute Unterhaltung, was will man mehr! Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können und die Charaktere lieben zu lernen. Dieser Band macht aber auf jeden Fall Lust auf Mehr! Für alle Fans des Regionalkrimis, besonders Südfrankreichs, natürlich ein Muss, doch auch für Einsteiger eine sehr unterhaltsame Krimilektüre!