Enttäuschend

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lunamonique Avatar

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„Gefährliche Ernte“ ist Band 2 der Südfrankreich-Krimireihe um Hobbyermittler Perez. Autor Yann Sola stellt seine Hauptfigur vor schwierige Aufgaben.

Ausgerechnet auf dem Weinberg seines Vaters Antonio wird ein Toter gefunden. Der Alte steht unter Schock und sagt außer dem Wort „Creus“ nichts mehr. Perez steht vor einem Rätsel. War es nur der Tote, der den Senior außer Fassung gebracht hat? Und warum hat er sein Versprechen gebrochen und gibt dem Kommissar einen unglücklichen Hinweis?

Mit dem Verkehrstau in den Sommerferien und einem deswegen verärgerten Perez mag keine mitreißende Frankreich-Atmosphäre aufkommen. Es hätte Möglichkeiten für einen spannenderen und kreativeren Einstieg gegeben. Weinprobe, Streitigkeiten mit der Ex, eine private, überraschende Nachricht, Autor Yann Sola versucht dem Leser am Anfang der Geschichte die Hauptfigur nahe zu bringen. Der übergewichtige, fußfaule Perez entspricht nicht dem typischen Bild des lässigen, agilen Privatdetektives. Zu seinem Vater hat er eine schwierige Beziehung. Sein Geschäftssinn, Faible für Wein und Delikatessen und dem Hang zu illegalen Tätigkeiten machen ihn aber interessant. Ein Highlight ist der sture Antonio, der sich nichts vorschreiben lässt und mit der einen oder anderen Information hinterm Berg hält. Abschweifungen lassen den Mordfall zeitweise in den Hintergrund treten. Aufgrund des langsamen Tempos und fehlender fesselnder Passagen kommt wenig Krimiflair auf. Mit einem zweiten Mordfall wird es rätselhafter. Details überraschen. Wie hängt alles zusammen? Untypisch redselig für seinen Beruf ist Kommissar Boucher. Seine Intelligenz beweist er mit einem gelungenen Schachzug. Das Thema „Flüchtlingsdrama“ wirkt anfangs etwas holperig eingesetzt. Geht es nur darum, dem Krimi einen aktuellen Bezug zu geben? Zum Schluss sammelt Perez Sympathiepunkte. Seine besondere Beziehung zu Marianne und Freundschaft zu Haziem geben ihm Ecken und Kanten. Es wird emotionaler. Das Rätsel geht anders aus als erwartet. Perez‘ Betroffenheit bei der Auflösung ist verständlich. Der Showdown lässt kurz Spannung aufkommen. Viel zu spät offenbart der Krimi eine Portion Raffinesse.

Idylle und Abgrund liegen nah beieinander. Das Cover verrät nichts, passt aber zum Inhalt. Der Titel macht neugierig. Sehr kreativ ist die Gestaltung nicht. Das relativ dünne Taschenbuch benötigt wenig Platz, z.B. im Reisegepäck. „Gefährliche Ernte“ ist eher etwas für Perez-Fans, die mehr über den Hobbyermittler erfahren wollen.