Tragisch und berührend, aber auch sehr amerikanisch

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Ariel Levy hat in ihrem autobiographischen Buch den Verlust und die Trauer um ihren viel zu früh geborenen Sohn verarbeitet. Mit 37 Jahren unternimmt die amerikanische Journalistin eine letzte große Reise nach Ulan-Bator, bevor die Schwangerschaft zu weit fortgeschritten ist. Doch dann passiert das furchtbarste, was einer werdenden Mutter geschehen kann: alleine im Hotelzimmer bringt sie ihren Sohn zur Welt, der noch nicht lebensfähig ist. Obwohl Mediziner immer wieder versichern, dass die Reise nicht ursächlich war, fühlt sie sich schuldig und sieht sich auch entsprechenden Vorwürfen ausgeliefert.

In Rückblenden beschreibt sie das Leben in ihrem Elternhaus, die ungewöhnliche Beziehung ihrer Eltern, die schließlich scheitert und ihr eigenes Leben als junge Erwachsene. Nach diversen, meist heterosexuellen Beziehungen lernt sie die ältere Lucy kennen und verliebt sich in sie. Die Rollenverteilung ist klar: Lucy übernimmt die männliche Rolle und ist für das Familieneinkommen zuständig, Ariel sehnt sich ab einem bestimmten Zeitpunkt nach einem Kind und findet in einem schwulen Freund den geeigneten Vater.

Doch die heile Welt hat längst Risse, die Ariel nicht sehen will. Erst als der Tod des Sohnes ihr den Boden unter den Füßen wegzieht, muss Ariel sich völlig neu positionieren und langsam in ein neues, verändertes Leben ohne Lucy an ihrer Seite starten.

Vielleicht liegt es an den mir doch sehr fremden (amerikanischen) Wertvorstellungen, vielleicht auch an der Ich-Bezogenheit der Autorin, dass mich Ariel Levys Geschichte phasenweise nicht berühren konnte. Überhöhte materielle Werte und das doch sehr spießige Familienleben des Paares spielen eine zu zentrale Rolle. Wirklich berührend war aber der Teil, in dem Levy den Leser teilhaben lässt an der schrecklichsten Zeit ihres Lebens. Nachvollziehbar schildert sie die Zeit der tiefsten Trauer, aus der sie nur langsam wieder zumindest in ihre berufliche Existenz zurückfindet.

Obwohl mich das Buch nicht zu jeder Zeit angesprochen hat, dem Schreibstil merkt man die erfahrene Journalistin an. Gelegentlich sind die Sprünge in der Erzählung etwas zu abrupt und ich konnte Personen nicht sofort zuordnen, insgesamt lässt sich Ariel Leyvs Geschichte aber gut lesen.

In der Bewertung würde ich gerne 3,5 Sterne vergeben, aber da das nicht möglich ist, runde ich wohlwollend auf.