Britische Weihnachten mit Mord

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Mavis Doriel Hay's Kriminalroman "Geheimnis in Rot" erschien 1936 unter dem Titel "The Santa Klaus Murder" erstmals auf dem Buchmarkt. 2013 beschloss man dann, eine Neuauflage des Romans zu veröffentlichen und am 14.10. diesen Jahres erschien es dann auch erstmalig auf Deutsch.

Worum geht es?

Sir Osmond Melbury lädt alljährlich seine Kindern samt Familien zum Weihnachtsfest nach Flaxmere, den Familiensitz, ein. Seine Kinder, das sind: Hilda Wynford, die als 19-Jährige mit ihrem Freund durchbrannte und inzwischen eine 18-jährige Tochter, Carol, hat; George, der Erbe von Flaxmere, mit Frau Patricia und drei Kinder; Edith "Dittie" Evershot mit ihrem Mann David; Eleanor Stickland mit Mann Gordon und zwei Kindern, Osmond und Anne, und Jennifer, Anfang Zwanzig, die als einziges der Kindern noch im Haus ihres Vaters lebt. Eine große Familie also, zu der für die Feiertage außerdem noch Sir Osmonds Schwester Mildred, Jennifers Verlobter Philip Cheriton und Oliver Witcombe, ein junger Freund von Sir Osmond, stoßen. Und da das Haus noch nicht voll genug ist darf natürlich auch Sir Osmonds Haushälterin und Sekretärin, Grace Portisham, nicht fehlen. Verwirrung im Sinne von Loriots "Englische Ansage" garantiert.


Harmonisch waren diese gemeinsamen Weihnachtsfeste noch nie und auch dieses Jahr liegt wieder gehörig Spannung in der Luft. Dann, am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages, findet man Sir Osmond plötzlich erschossen in seinem Arbeitszimmer. Die Verwandschaft vermutet Selbstmord doch für die Polizei ist klar, das hier jemand anderes seine Finger im Spiel hatte. Hauptverdächtiger ist Oliver Witcombe, der am selben Abend den Weihnachtsmann für die Enkel und Bediensteten von Sir Osmond spielen musste, denn - da sind sich alle einig - es war ein Weihnachtsmann der als Letzter Sir Osmonds Arbeitszimmer betreten und vorher geschickt Knallbonbons an die Kinder verteilt hat, so dass niemand den Schuss hätte hören können. Nur, dass Oliver die Anschuldigung vehement abstreitet - und dann taucht auch noch ein zweites Weihnachtsmannkostüm auf!


Graphische und rhetorische Gestaltung


Das Cover des Buches ist nicht gerade schlicht gehalten - detailverliebt illustrierte Dieter Braun einen geschmückten Weihnachtsbaum, ein Landhaus inmitten eines Waldes, Schneeflocken, natürlich den Weihnachtsmann mit der Pistole und um den Kitsch perfekt zu machen thront über allem auch noch ein Vollmond. Trotzdem ist seine Farbpalette recht simpel - viel blau und weiß, etwas rot und ein Hauch gold. Ob ein Roman mit diesem Cover zu einer anderen Jahreszeit Erfolg hätte, ist die Frage, aber für einen Weihnachtsroman ist es genau richtig!


Der Kriminalroman ist in 21 Kapitel gegliedert und lässt sich folglich, wenn man mit etwas Verspätung beginnt, auch als eine Art Adventskalender nutzen, so dass am Heiligabend dann endlich herauskommt, wer Sir Osmond erschossen hat. Zusätzlich dazu gibt es einen Anhang, in dem erklärt wird, wie genau der/ die Täter/in entlarvt wurde.


Rhetorisch bedient sich Mavis Hay einer recht einfachen Sprache ohne große Floskeln, die vor allem darum bemüht ist, die Tatsachen so darzustellen, wie sie sind und die Ermittlungen voran zu bringen. Neben der Geschichte kommen kleine Details des alltäglichen Lebens nicht zu kurz - wie zum Beispiel das nicht ordnungsgemäß funktionierende Telefon von Colonel Halstock oder die Beschwerde der weiblichen Familienmitglieder darüber, dass sie, aufgrund des Mordverdachts, Flaxmere nicht verlassen dürfen um sich schicke Beerdigungs- und Trauerklamotten zu kaufen.


Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive erzählt, wobei der Fokus eindeutig auf Colonel Halstock liegt, der nicht nur ein Nachbar von Sir Osmond ist sondern auch an den Ermittlungen beteiligt ist. Des weiteren erzählen Philip, Hilda, Jennifer, Grace und Kenneth Stour, was aus ihrer Sichtweise passiert. Dabei wird zu Beginn jedes Kapitels unter dem Titel eindeutig klargestellt, wer gerade berichtet.


Meine Meinung


Bevor ich meine Meinung abgebe muss ich zunächst klar stellen, dass ich eher weniger Krimis lese und auch bei meinen Serien-/ Filmgewohnheiten ist das nicht anders. Eine Ausnahme stellt "Inspector Barnaby" ("Midsumer Murders") da. Deshalb kann ich Mavis Hays Roman nicht mit aktuellen Werken vergleichen, das Einzige, was mir diesbezüglich einfällt, ist, dass der Roman genauso britisch ist wie "Inspector Barnaby".


Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Aufgrund der nicht all zu anspruchsvollen Sprache ließ es sich schnell hintereinander weglesen und am Ende war ich mehr als gespannt zu erfahren, wer es denn nun war. Zwischendrin hatte ich tausende Vermutungen und da sich die Beweislage immer wieder geändert hat, war ich mir mit keiner von Ihnen am Ende mehr sicher. Vorhersehbar war der Roman also absolut nicht!


Fazit

"Geheimnis in Rot" ist eine packende, leichte Geschichte, mit der man sich gern die Zeit vertreibt. Empfehlen kann ich das Buch an alle Altersgruppen, solange ein Interesse für spannende Kriminalfälle vorhanden ist. Um mir große Worte zu sparen folgt hier das Fazit von "The Globe And Mail", die es, wie ich finde, am Treffensten formuliert haben:


"Dieser außergewöhnlich clevere Landhauskrimi mit seinem Flair der Goldenen Zwanziger ist das perfekte Weihnachtsgeschenk."