Ein Roman mit Potenzial, das leider nicht ausgeschöpft wird
In „Geht so“ begleiten wir eine junge Frau durch ihren Alltag zwischen Werbeagentur, YouTube-Abstürzen, Medikamenten und einer immer schwerer zu kontrollierenden Angststörung – ein Porträt urbaner Überforderung - aber mit viel Ironie.
Die Autorin Beatriz Serrano, geboren 1989, ist Journalistin und schreibt unter anderem für El País, Vogue und Vanity Fair. Neben ihrer journalistischen Arbeit betreibt sie gemeinsam mit Guillermo Alonso den preisgekrönten Podcast Arsénico Caviar. „Geht so“ ist ihr Romandebüt – und eine satirisch angehauchte, gesellschaftskritische Momentaufnahme aus dem Herzen Madrids.
Worum geht’s genau?
Marisa arbeitet in einer Madrider Werbeagentur, obwohl sie selbst kaum weiß, wie sie dort gelandet ist. Sie findet ihren Job sinnlos, ihre Kolleg:innen oberflächlich und ihr Leben zunehmend unerträglich. Um sich dem täglichen Hamsterrad zu entziehen, betäubt sie sich mit YouTube-Videos, Beruhigungsmitteln – und bald auch mit Drogen. Als ein Teambuilding-Wochenende ansteht, gerät ihre ohnehin fragile Fassade endgültig ins Wanken. Was wie eine harmlose Maßnahme der Personalabteilung beginnt, wird zum Auslöser einer inneren Krise – und zum verstörenden Blick hinter Marisas „funktionierendes“ Äußeres.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, nachdem mich der Klappentext neugierig gemacht hatte. Und tatsächlich liest sich der Roman angenehm flüssig. Der Schreibstil ist pointiert, humorvoll und oft sarkastisch – das hat mir gefallen. Im Zentrum steht eine junge Frau, die oberflächlich betrachtet mitten im Leben steht, sich aber innerlich völlig leer fühlt. Diese Diskrepanz bildet den Kern des Romans.
Was mir weniger gefallen hat, ist die Vielzahl an Themen – Kapitalismuskritik, Leistungsdruck, Schönheitsideale, Einsamkeit, patriarchale Rollenmuster –, die leider alle nur oberflächlich gestreift werden, obwohl jedes einzelne für sich sehr spannend wäre. In Summe wirkt es aber durch die Vielzahl zu überladen. Gerade hier hätte der Text mehr Tiefe vertragen können. Das angekündigte Teambuilding-Wochenende kommt erst auf den letzten 40 Seiten vor – schade, denn gerade dieser Teil hätte Potenzial für mehr Handlung und Dynamik geboten.
Was ich persönlich besonders schwierig fand: Die Ursachen für Marisas Depression bleiben diffus. „Die Depression ist einfach da und gehört zu ihrem Leben“ (S. 112) – ein Satz, der symptomatisch für die erzählerische Distanz wirkt. Die Figur bleibt über weite Strecken passiv, selbstbezogen und schwer greifbar. Ich habe gehofft, dass sich eine Entwicklung andeutet, aber auch nach über 100 Seiten drehte sich vieles nur im Kreis: Marisas Gedankenschleifen und das Analysieren ihres Büroalltags. Ihr Gefühl des Stillstands überträgt sich auf die Leser:innen – leider nicht im positiven Sinne.
Trotz humorvoller Passagen konnte mich der Roman insgesamt nicht packen. Obwohl ich im selben Alter bin wie die Protagonistin und viele Themen grundsätzlich nachvollziehbar finde, blieb mir Marisa zu distanziert.
Fazit
„Geht so“ hat einen unterhaltsamen, satirischen Grundton und einen modernen Blick auf die psychische Belastung junger Berufstätiger. Leider bleibt die Geschichte inhaltlich oft an der Oberfläche und die Hauptfigur schwer zugänglich. Für mich ein Buch mit interessanter Idee, das sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. 3 von 5 Sternen.
Die Autorin Beatriz Serrano, geboren 1989, ist Journalistin und schreibt unter anderem für El País, Vogue und Vanity Fair. Neben ihrer journalistischen Arbeit betreibt sie gemeinsam mit Guillermo Alonso den preisgekrönten Podcast Arsénico Caviar. „Geht so“ ist ihr Romandebüt – und eine satirisch angehauchte, gesellschaftskritische Momentaufnahme aus dem Herzen Madrids.
Worum geht’s genau?
Marisa arbeitet in einer Madrider Werbeagentur, obwohl sie selbst kaum weiß, wie sie dort gelandet ist. Sie findet ihren Job sinnlos, ihre Kolleg:innen oberflächlich und ihr Leben zunehmend unerträglich. Um sich dem täglichen Hamsterrad zu entziehen, betäubt sie sich mit YouTube-Videos, Beruhigungsmitteln – und bald auch mit Drogen. Als ein Teambuilding-Wochenende ansteht, gerät ihre ohnehin fragile Fassade endgültig ins Wanken. Was wie eine harmlose Maßnahme der Personalabteilung beginnt, wird zum Auslöser einer inneren Krise – und zum verstörenden Blick hinter Marisas „funktionierendes“ Äußeres.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, nachdem mich der Klappentext neugierig gemacht hatte. Und tatsächlich liest sich der Roman angenehm flüssig. Der Schreibstil ist pointiert, humorvoll und oft sarkastisch – das hat mir gefallen. Im Zentrum steht eine junge Frau, die oberflächlich betrachtet mitten im Leben steht, sich aber innerlich völlig leer fühlt. Diese Diskrepanz bildet den Kern des Romans.
Was mir weniger gefallen hat, ist die Vielzahl an Themen – Kapitalismuskritik, Leistungsdruck, Schönheitsideale, Einsamkeit, patriarchale Rollenmuster –, die leider alle nur oberflächlich gestreift werden, obwohl jedes einzelne für sich sehr spannend wäre. In Summe wirkt es aber durch die Vielzahl zu überladen. Gerade hier hätte der Text mehr Tiefe vertragen können. Das angekündigte Teambuilding-Wochenende kommt erst auf den letzten 40 Seiten vor – schade, denn gerade dieser Teil hätte Potenzial für mehr Handlung und Dynamik geboten.
Was ich persönlich besonders schwierig fand: Die Ursachen für Marisas Depression bleiben diffus. „Die Depression ist einfach da und gehört zu ihrem Leben“ (S. 112) – ein Satz, der symptomatisch für die erzählerische Distanz wirkt. Die Figur bleibt über weite Strecken passiv, selbstbezogen und schwer greifbar. Ich habe gehofft, dass sich eine Entwicklung andeutet, aber auch nach über 100 Seiten drehte sich vieles nur im Kreis: Marisas Gedankenschleifen und das Analysieren ihres Büroalltags. Ihr Gefühl des Stillstands überträgt sich auf die Leser:innen – leider nicht im positiven Sinne.
Trotz humorvoller Passagen konnte mich der Roman insgesamt nicht packen. Obwohl ich im selben Alter bin wie die Protagonistin und viele Themen grundsätzlich nachvollziehbar finde, blieb mir Marisa zu distanziert.
Fazit
„Geht so“ hat einen unterhaltsamen, satirischen Grundton und einen modernen Blick auf die psychische Belastung junger Berufstätiger. Leider bleibt die Geschichte inhaltlich oft an der Oberfläche und die Hauptfigur schwer zugänglich. Für mich ein Buch mit interessanter Idee, das sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. 3 von 5 Sternen.