ab jetzt ist alles anders

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fellfluse Avatar

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„Geile Zeit“ ist ein Buch über und für Millennials. Der Autor lässt seine Kindheit und die seiner Freunde vorbeiziehen und kommentiert, analysiert und dokumentiert, was man nur nachfühlen kann, wenn man in der gleichen Zeit aufgewachsen ist. Ich bin einige wenige Jahre älter, zähle mich gefühlsmäßig aber zur Zielgruppe, denn auch ich empfinde es so, wie der Autor in einem Satz prägnant schreibt:
"Wir waren die Ersten, die am Kipppunkt standen. Die Ersten, die wussten, dass es uns niemals besser gehen würde als denen vor uns."

Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert – schneller als jemals zuvor. Wo früher noch ewige Nachmittage allein draußen, Verabredungen durch Vorbeigehehen, Aussicht auf eine goldene Zukunft und Recherchen in der Bibliothek der Alltag waren, sind es jetzt Internet, Smartphones, eine schnelllebige Gesellschaft und vor allem allgegenwärtige Sorge. Vor dem nächsten Vergewaltiger, vor einer Zukunft, die keine Versprechungen mehr macht, vor Altersarmut, Krieg und finanziellem Ruin.
Und das fing nicht erst an, als diese Generation ins Berufsleben eintrat und – damit konfrontiert, was das Leben für sie (nicht mehr) bereit hält – es wichtiger findet zu LEBEN als zu arbeiten. Sondern schon viel früher, als um die Jahrtausendwende wir alle mit Terror und Amokläufen im Innersten verunsichert wurden.

Aber was ich sagte, nachvollziehen kann man diese Gefühle, diese Zukunftsmüdigkeit, die Sorgen, aber auch das exzessive Leben-erleben-wollen wahrscheinlich nur, wenn man genauso fühlt. Dementsprechend empfinde ich das Buch, wenn auch humorvoll und oft mit Augenzwinkern geschrieben, als Statement. Als ein „seht her, Boomer, wir haben Gründe, so zu sein“, als „versteht die Hintergründe, versteht, wie wir aufgewachsen sind“ aber auch als Ode an eine Kindheit, die in der geschützten Bullerbü-Welt der 90er begann und dann mit einem Knall endete.