Augen auf!

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romy_abroad Avatar

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Philipp und Faina kennen sich, seit Faina als kleines Mädchen mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist. Eines Tages hat Philips Lehrer sie der Klasse vorgestellt, und Philipp hat entschieden, dass die beiden beste Freunde werden würden. Dafür hat Philipp Faina Deutsch beigebracht, er hat seine liebsten Dinge mit ihr geteilt und ihr alles abgewöhnt, was ihn an ihr gestört hat. Sie wurde zu seiner Faina. Und aus dem einsamen Jungen Philipp, der sich hin und wieder einnässt und außer seiner alkoholkranken Mutter keine Bezugsperson hat, wurde der beste Freund Philipp, der mit der hübschen Faina Zeit verbringt, sie an die deutsche Kultur anpasst und nach der Schule sogar mit ihr zusammenwohnt. Doch eines Tages kommt es zum Bruch, Faina packt ihre Sachen und verschwindet. Philipp weiß natürlich, dass sie zurückkehren wird. Was ist seine Faina schon ohne ihn? Und was ist er ohne seine Faina? Also wartet er ab, behält sie aus der Ferne im Blick, und bereitet sich auf den Tag vor, an dem sie zu ihm zurückkehren wird. Und tatsächlich kommt dieser Tag: Faina steht vor seiner Tür. Und für Philipp ist klar, dass sie ihr Leben von nun an wieder gemeinsam verbringen werden. Doch Faina hat sich verändert, und auch die Probleme, die sie einst auseinander getrieben haben, sind nicht verschwunden. Doch Philipp wird dafür sorgen, dass nichts und niemand die beiden trennen kann – koste es was es wolle.
Der Roman „Geordnete Verhältnisse“ von Lana Lux ist aufgeteilt in drei Abschnitte: zunächst wird Philipps Geschichte erzählt, dann lernen wir Faina kennen. Und schließlich erfahren wir, wie ihr gemeinsames Leben verläuft. Der erste Teil hat aufgewühlt, ich fand die Schilderungen von Philipps Verhaltensweisen und Gedanken abstoßend und irritierend. Faina kennen zu lernen war dagegen angenehm und spannend. Auch in ihrem Leben gibt es Widrigkeiten, doch allgemein konnte ich mich mit ihr als Charakter identifizieren. Spätestens nach der Hälfte des Buches beschleicht einen als Leser eine dunkle Vorahnung, und man traut sich kaum zu spekulieren, was noch alles passieren wird. Lana Lux gelingt es, beim Leser gleichzeitig Neugierde und Spannung, aber auch eine gewisse Hemmung auszulösen. Als könnte man verhindern, dass die Dinge ihren Lauf nehmen, wenn man nur nicht davon lesen würde… Mir hat das Buch „Geordnete Verhältnisse“ gut gefallen, auch wenn es mich frustriert und unzufrieden zurückgelassen hat. Es ist wichtig, Aufklärung über das Thema Hass gegen Frauen in die Gesellschaft zu tragen, denn nur so ist Prävention und Hilfe möglich. Das ist Lana Lux mit ihrem Roman „Geordnete Verhältnisse“ gelungen. Ich hoffe, dass er noch vielen Menschen die Augen öffnen wird – sodass sie sehen, wer Opfer wird, aber auch wer Täter ist oder sich zu einem solchen entwickelt.