Die Abgründe der menschlichen Seele

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ellinorliest Avatar

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Lana Lux ist eine Spezialistin für die Abgründe der Seele. Sie scheut sich nicht davor, die dunklen Seiten der Menschen zu beleuchten. Während wir in Kukolka nur die Perspektive des Opfers kannten, so zeigt sie uns in Geordnete Verhältnisse eine weitere: die des Täters. Dabei geht sie äußerst geschickt vor: durch die Erzählung in der ersten Person wird erst nach und nach das ganze Ausmaß klar. Denn Philipp, der Täter, hält sich für das Opfer, gibt Faina, die ihm letztendlich zum Opfer fällt, die Schuld.
Zu Beginn der Geschichte lässt sich dies zwischen den Zeilen herauslesen, später wird dies deutlicher. Philipps Handlungen werden konkreter, während er sich gleichzeitig als Leidender stilisiert. Fainas Version ist hingegen eine ganz andere. Wir erfahren zwar nicht alles über sie, bekommen jedoch ein viel klareres Bild der Situation.
Während bei Kukolka immer die Hoffnung bestand, dass dieses Mädchen allem entfliehen könnte, war hier von Anfang an klar: diese Geschichte kann kein gutes Ende nehmen. Dies nimmt dem Buch aber nichts von seiner Spannung. Ich flog beim Lesen nur so durch die Seiten. Denn trotz meiner Abscheu vor Philipp war ich eigenartig fasziniert von seinen Gedankengängen, stand ihnen ungläubig gegenüber. Denn wenn man sich die Anzahl der Femizide auch hier in Deutschland anschaut ist ganz klar: er ist bei Weitem nicht der einzige der so denkt.