Ein Buch, so brillant wie tragisch.

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xmalwina Avatar

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Wenn Beziehungen tragisch enden, fragen sich die Menschen oft: „Wie konnte es so weit kommen?“ Auf diese Frage gibt Lana Lux Antworten.

❗️Trigger-Warnung❗️

🫧 Worum geht’s?

Um Philipp und Faina, Faina und Philipp. Er, der Junge mit der alkoholkranken Mutter und der vielen Wut im Bauch, die er weder als Kind, noch viel weniger als Erwachsener zu kontrollieren weiß. Und sie das jüdische Mädchen aus der Ukraine, nicht aus Russland, obwohl das ständig alle so sagen; so sehr bemüht sie sich um Leistung und Perfektion, obwohl es meistens doch nicht reicht, zumindest fühlt es sich für sie so oft so an. In einer deutschen Kleinstadt begegnen sie einander und es nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die wenig mit Liebe, aber viel mit Obsession zu tun hat.

🫧 Meine Meinung

Lana Lux‘ Roman war brillant. Ihr gelang es auf nicht einmal 300 Seiten all das in Worte zu fassen, was in dieser Gesellschaft falsch läuft, wenn Themen wie häusliche Ge*walt oder Femi*zid in den öffentlichen Diskurs rücken. Die Geschichte von Philipp und Faina wird aus 3 Perspektiven erzählt - aus seiner, aus ihrer, dann aus der Sicht von beiden. Das gibt der Geschichte eine Tiefe und Intensität, die fast greifbar ist. Lana Lux schreibt dabei klar und prägnant und versteckt die wirklich wichtigen Botschaften zwischen den Zeilen. Wir begleiten die beiden von ihrem Kennenlernen als Kinder an und Philipp ist dabei eine laufende Red Flag - cholerisch, besitzergreifend und am allerwenigsten bereit, an sich und seinen Themen zu arbeiten. Stattdessen „zähmt“ er Faina das gesamte Buch über und verkorkst so den kleinen Prinzen, den ich eigentlich sehr liebe. Die letzten Zeilen des Buchs haben mich endgültig überzeugt, wenn auch auf traurige Weise - Geschichten wie diese lassen sich nun mal nicht mit einem Happy End schreiben. Und das ist kein Spoiler.

Für mich war „Geordnete Verhältnisse“ ein Jahreshighlight. Klar, authentisch und tragisch.