Abstoßend anziehend

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eckenmann Avatar

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Ich habe mich auf eine intensive, teilweise verwirrende und zugleich faszinierende Lesereise begeben. Drei Teile bestimmen die Handlung des Buches - jeweils ein Teil zeigt den Werdegang der Protagonisten Philipp und Faina und ihre Ich-Sicht auf Schule, Familie. Kennenlernen, Vertrautwerden und erste Trennung voneinander - bis zur Hälfte des Romans - und dann folgt der längere gemeinsame Teil ihrer Ko-Elternschaft in Berlin.
Auf 287 Seiten erfahre ich in jeweils 8 Kapiteln, wie beide jeweils sich, ihre Welt und einander wahrnehmen und erlebe sie als Kinder jeweils recht zerrütteter ("ungeordneter") Familien. Eher auch äußerlich als Außenstehende.
Sicher auch als sich immer wieder Einander Suchende, sich Klammernde.
Die Autorin zeichnet sehr eindrucksvoll die Millieus sowie Stärken vor allem Schwächen ihrer beiden Hauptfiguren. Dabei stoße ich auf Sichtweisen, Gedanken und Gefühle, die mich zunächst befremden und verunsichern, später im Nachhinein aber verständlicher werden. Zugleich lese ich atemlos weiter, folge den Zeitsprüngen und Episoden und bin von den Sprachbildern und Dialogen der Autorin begeistert und gebannt.
Freundschaft, Liebe und Zuneigung gehen im Laufe der Geschichte dabei immer mehr in fatale und gefährliche Abhängigkeiten, Anziehungen und Abstoßungen zugleich über.
Die Geschichte ist sehr rasant erzählt, immer wieder gewinne ich Einblicke in Abgründe von Gedanken und Gefühlen und nach und nach schleicht sich dabei das Unbehagen ein, ich lese weiter bis zum erschütternden Ende.
Für mich ist es ein beunruhigendes aber auch sehr lesenswertes Buch.