Man ahnt das Ende nicht.

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mike nelson Avatar

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Man ahnt das Ende nicht. Und eigentlich fängt auch alles recht harmlos an in Lana Lux neuem Roman "Geordnete Verhältnisse". Philipp, eher der Außenseiter in der Schule, abwesender Vater, alkoholkranke Mutter, nimmt sich der neuen Schülerin Faina, aus der Ukraine kommend, an. Faina lässt sich gerne auf Philipp ein, hat er sich doch bereiterklärt, ihr die deutsche Sprache und auch die deutsche Lebensart beizubringen. Was beide verbindet, sind zudem ihre roten Haare. Phillip kann nicht sonderlich gut mit anderen Menschen umgehen und ist von daher sehr dankbar über den Kontakt zu Faina. Die beiden freunden sich an, ohne aber ein Paar zu werden, vielmehr ein Zweckbündnis gegen die Welt; eine Beziehung mit 'Zusammenwohnen', aber weitgehend ohne Körperkontakt. Faina trennt sich von Philipp und geht nach Berlin. Philipp versucht sich in einer 'normalen Beziehung', allerdings mehr 'weil man es so macht', als dass es von Liebe getragen wird - denn seine Liebe gehört scheinbar weiterhin Faina, die nach drei Jahren Abwesenheit eines Tages vor seiner Tür steht - wohnungsuchend und schwanger. Für Philipp ist sofort klar, dass er Faina die Priorität vor seiner Freundin einräumen wird, obwohl er seit einiger Zeit mit der Freundin in einer Eigentumswohnung lebt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf und das Toxische in der Beziehung zwischen Philipp und Faina wird immer offensichtlicher - Philipp liebt 'geordnete Verhältnisse' und Faina benötigt zwar zunächst Philipps Unterstützung, braucht aber in dieser Abhängigkeitsbeziehung ihre Freiräume und versucht immer mehr, sich seiner pathologischen Kontrolle zu entziehen. Bis es dann schlussendlich eskaliert. Lana Lux versteht es, ihre Leserschaft in extrem herausfordernde Beziehungsdynamiken eintauchen zu lassen und ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Tragik zuweilen in sich kreuzenden Lebenswegen ruht. Eigentlich hätte das Buch 5 Sterne verdient... wenn die Autorin nicht hin und wieder ins sehr Klischeehafte abgedriftet wäre. Auf jeden Fall eine empfehlenswerte Neuerscheinung!