mitgefangen, mitgehangen

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constanze_pachner Avatar

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"Eine Beziehungstat aus Leidenschaft, wird man später dazu sagen. Aber wie konnte es so weit kommen? Lana Lux erzählt aus der Sicht des Täters und des Opfers: die Geschichte einer Liebe, die zur Obsession wird." Klappentext

Der Roman #geordneteverhältnisse von @lana.lux ist smart sezierende Erzählkunst vom aller Feinsten - elektrisch, ehrlich, feurig, robust im Klang und zerbrechlich in den Zwischentönen. Schräg angehaucht wählt die Komposition der Geschichte auf einer Klaviatur Tasten, dessen Anreihung alles andere als harmonisch klingen möchte. Das macht so viel Spaß wie die moderne klassische Musik selbst, die ausprobiert, dynamisch tüftelt sowie Klang und Ausdruck vielfältig inszeniert. All diese komplexe Agilität findet sich auch in diesem psychologisch spannungsgeladenen Roman. Für die Erzählstimmen der zwei Protagonist*innen reicht der Autorin eine Klaviatur nicht - gestandenen Mutes betritt sie die Bühne, um an einer Orgel Platz zu nehmen. Sie beginnt das Spiel mit der Hand auf der manualen Klaviatur von Farina, geht über zu Philipps eigener manualen Klaviatur, und schließt pompös mit dem Fuße auf der pedalen Klaviatur der gemeinsamen Stimme von Farina und Philipp das beeindruckende Spektakel ab. Die Stimmen erklingen aus ein und dem selben Instrument, sind im Sound sowie im Plot der Notenfolge mitgefangen, mitgehangen, und dennoch erhält jede für sich eine eigene Range. Die Stimmen erzählen nicht einfach ein und dieselbe Geschichte aus ihren jeweiligen Perspektiven, sondern öffnen ungemildert offenbarend unterschiedliche Zeitstränge des gemeinsamen Verlaufs - Langeweile bleibt hier ein Fremdwort!

"Das Gefühl, ihm die Welt zu bedeuten. Dieses Gefühl macht süchtig. Es lässt einen alles andere erdulden. Weil es ja zum eigenen Besten ist, weil der Schmerz, den diese Person einem zufügt, seiner Liebe entspringt." 273

Dieses süchtig machende Gefühl erhält ein mitgefangen, mitgehangen des Opfers in der Täterwelt - da hilft nur ein den Kopf siegen lassendes Auge, denn

"Manchmal sieht das Auge Dinge, die das dumme Herz nicht sehen kann, ..." 271

Lieben Dank an @hanserberlin und an @lovelybooks.de für das #rezensionexemplar