Toxische Hassliebe

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frau_ke Avatar

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Beklemmend, bedrückend, bewegend - mit diesen Worten lässt sich Lana Lux' Buch am besten beschreiben. Von der ersten Seite an entwickelt sie mit ihrem Schreibstil einen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Nahezu atemlos verschlingt man Seite um Seite, in der Hoffnung, dass sich am Ende doch noch alles zum Guten wendet.

Erzählt werden verschiedene Episoden, die den Leser in die Gefühls- und Gedankenwelt von Philipp und Faina eintauchen lassen. Die Abgründe, die dabei ans Licht kommen, werden im Verlauf der Geschichte immer größer und immer schmerzhafter.

An manchen Stellen verliert sich die Autorin in Details, die zu viel des Guten sind, z.B. wenn Philipp feststellt: "Am schlimmsten finde ich öffentliche Toiletten, bei denen man sich seine Ausscheidungen nicht ansehen kann." (S. 34) Auch bei Faina gibt es solche Stellen: "Ich kam (Anm.: zur Frauenärztin), bevor ich mein erstes Mal hatte, ich kam, als ich zum ersten Mal weißen Hüttenkäse in meinem Slip entdeckte..." (S. 142)

Ja, Lana Lux nimmt kein Blatt vor den Mund, aber derlei Ausführungen braucht es für meinen Geschmack nicht, um dem Leser die brutale, schonungslose Realität vor Augen zu halten - das gelingt auch ohne die Holzhammermethode, wie Lana Lux vor allem zum Ende hin deutlich beweist.

...und dann ist das Ende da - plötzlich, unerwartet, eiskalt. Und irgendwie ist man erleichtert, dass es vorbei ist, dass der Psychoterror ein Ende hat.

Fazit: Das Buch überzeugt mit seiner erzählerischen Wucht, aber ist definitiv nichts für schwache Nerven bzw. für Menschen, die von den Themen häusliche Gewalt, toxische Beziehungen o.ä. getriggert werden. Daher nur 3 von 5 Sternen. Doch all jenen, die gerne in die düsteren Bereiche der menschlichen Seele vordringen, sei das Buch empfohlen.