Vielschichtiger Roman mit Sogwirkung

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luisabella Avatar

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Es klingt so gut: Die seit Kindheitstagen besten Freund*innen Philipp und Faina entschließen sich nach dem Modell Co-Parenting gemeinsam ein Kind großzuziehen, als Faina ungewollt schwanger wird. Was nach einer aktuellen und feministischen Storyline klingt und genügend Stoff für einen Roman bieten würde, wird bei Lana Lux aus einer ganz anderen Richtung brisant. Es sind alles andere als geordnete Verhältnisse, die sich hier auftun und auch das Leben der beiden Protagonist*innen ist weit weniger geordnet, als beide sich wünschen. Dabei wird die Storyline aus der Rückschau von beiden — Philipp und Faina -- erzählt. Angefangen von ihren schwierigen Kindheit und Elternhaus über die Teenager-Zeit bis zum Jetzt als Erwachsene Mittdreißiger, werden in dieser Storyline wichtige, aktuelle wie Themen Philipp’s Asexualität als auch Fainas Bisexualität (was bis zur Hypersexualität ausgedehnt wird) und das Co-Parenting mitgezählt. Leider werden diese queren Themen zum einen sehr extrem dargestellt und zum anderen durch das Setting sehr negativ konnotiert. Da ich nichts vorwegnehmen möchte, stoppe ich an dieser Stelle und kann nur sagen: Es ist ein sehr gut geschriebener, sehr spannender und tiefschichtiger Roman, der eine krasse Sogwirkung entfaltet.

»Es ist verblüffend, wie aus Liebe Hass werden kann, […]. Ich glaube nicht, dass es wahr ist. Ich glaube, dass wir, die davon betroffen sind, bloß von Anfang an Kontrolle mit Liebe verwechselt haben. Ich jedenfalls habe schon von klein auf gelernt, dass Liebe und Schmerz zusammengehören.« Faina, S. 273

Wer Lana Lux Romane kennt, weiß, dass die Autorin mit ihrem fantastischen Schreibstil absolute Pageturner schreibt, die man nicht mehr aus der Hand legen kann. Auch dieser Roman besticht durch die Erzählweise, den Erzählten, den Zynismus und die fein-säuberlich ausgearbeitete Storyline und Protagonistinnen. Ihr neuer, dritter Roman »Geordnete Verhältnisse« ist ein unbequemer und verstörender Roman über fehlgedeutete Liebe, Sexualität, toxische Abhängigkeiten, dysfunktionale Familien, psychische und physische Gewalt, Kindheitstraumata, psychische Erkrankungen.

[CN: Psychische & physische Gewalt, Femizid, psychischer Missbrauch, Drogen, Alkohol]