Ein atmosphärischer, tiefgründiger und psychologisch fein gearbeiteter Krimi
Schon beim Aufschlagen des Buches hatte ich das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen – rau, kühl, melancholisch und doch seltsam vertraut. Das Cover hat mich nicht nur ästhetisch angesprochen, sondern auch emotional sofort eingefangen: Es wirkt wie ein stiller Vorbote der düsteren Geschichte, die sich zwischen den Seiten entfaltet. Und diese Geschichte ließ mich nicht mehr los.
Kaisu Tuokko nimmt uns mit in den finnischen Küstenort Kristinestad, wo zwischen rauem Wind, schroffen Felsen und scheinbarer Idylle die dunklen Seiten menschlicher Schicksale aufbrechen. Als die Leiche des jungen Jonas Snellman gefunden wird, entfaltet sich eine komplexe Geschichte – voller Geheimnisse, Schmerz und emotionaler Tiefen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Figuren, die nicht nur durch den Fall, sondern auch durch ihre Vergangenheit miteinander verbunden sind: die Journalistin Eevi Manner und Kriminalkommissar Mats Bergholm. Beide sind faszinierend gezeichnet – keine glatten Helden, sondern verletzliche Menschen mit Ecken, Kanten und Schatten. Besonders Eevi hat mich bewegt: eine Frau, die viel erlebt hat, vieles verdrängt und sich doch mutig der Wahrheit stellt – sowohl beruflich als auch persönlich.
Tuokkos Erzählweise ist ruhig, fast schon leise, und trotzdem von einer unterschwelligen Spannung durchzogen, die sich stetig steigert. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Wechsel der Perspektiven sorgt für Dynamik und erlaubt tiefe Einblicke – nicht nur in den Fall, sondern auch in die Gedankenwelt der Figuren. Besonders gelungen fand ich die eingeflochtenen Tagebucheinträge, deren Ursprung sich erst spät entblättert.
Thematisch ist der Roman kein leichter Stoff: Mobbing, Missbrauch, psychische Gesundheit, unerfüllter Kinderwunsch – Tuokko spart nicht an emotionaler Wucht. Aber sie geht behutsam damit um, niemals sensationsgierig, immer mit Respekt.
Obwohl es ein Krimi ist, steht die klassische Ermittlungsarbeit nicht immer im Vordergrund. Vielmehr geht es um die Menschen hinter dem Verbrechen, ihre Geschichten, ihre Wunden. Das macht „Gerächt sein sollst du“ zu mehr als einem Kriminalroman – es ist ein literarischer Blick in die Abgründe einer kleinen Gemeinschaft, in der niemand wirklich unschuldig scheint.
Einziger Wermutstropfen: Wer auf ein nervenzerreißendes Tempo hofft, könnte stellenweise ungeduldig werden. Doch gerade diese ruhige Intensität macht das Buch für mich so besonders.
Fazit:
Ein atmosphärischer, tiefgründiger und psychologisch fein gearbeiteter Krimi, der lange nachhallt. Kaisu Tuokko hat mit ihrem Debüt einen beeindruckenden Start hingelegt – ich bin gespannt, was die nächsten Fälle aus Kristinestad bringen werden
Kaisu Tuokko nimmt uns mit in den finnischen Küstenort Kristinestad, wo zwischen rauem Wind, schroffen Felsen und scheinbarer Idylle die dunklen Seiten menschlicher Schicksale aufbrechen. Als die Leiche des jungen Jonas Snellman gefunden wird, entfaltet sich eine komplexe Geschichte – voller Geheimnisse, Schmerz und emotionaler Tiefen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Figuren, die nicht nur durch den Fall, sondern auch durch ihre Vergangenheit miteinander verbunden sind: die Journalistin Eevi Manner und Kriminalkommissar Mats Bergholm. Beide sind faszinierend gezeichnet – keine glatten Helden, sondern verletzliche Menschen mit Ecken, Kanten und Schatten. Besonders Eevi hat mich bewegt: eine Frau, die viel erlebt hat, vieles verdrängt und sich doch mutig der Wahrheit stellt – sowohl beruflich als auch persönlich.
Tuokkos Erzählweise ist ruhig, fast schon leise, und trotzdem von einer unterschwelligen Spannung durchzogen, die sich stetig steigert. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Wechsel der Perspektiven sorgt für Dynamik und erlaubt tiefe Einblicke – nicht nur in den Fall, sondern auch in die Gedankenwelt der Figuren. Besonders gelungen fand ich die eingeflochtenen Tagebucheinträge, deren Ursprung sich erst spät entblättert.
Thematisch ist der Roman kein leichter Stoff: Mobbing, Missbrauch, psychische Gesundheit, unerfüllter Kinderwunsch – Tuokko spart nicht an emotionaler Wucht. Aber sie geht behutsam damit um, niemals sensationsgierig, immer mit Respekt.
Obwohl es ein Krimi ist, steht die klassische Ermittlungsarbeit nicht immer im Vordergrund. Vielmehr geht es um die Menschen hinter dem Verbrechen, ihre Geschichten, ihre Wunden. Das macht „Gerächt sein sollst du“ zu mehr als einem Kriminalroman – es ist ein literarischer Blick in die Abgründe einer kleinen Gemeinschaft, in der niemand wirklich unschuldig scheint.
Einziger Wermutstropfen: Wer auf ein nervenzerreißendes Tempo hofft, könnte stellenweise ungeduldig werden. Doch gerade diese ruhige Intensität macht das Buch für mich so besonders.
Fazit:
Ein atmosphärischer, tiefgründiger und psychologisch fein gearbeiteter Krimi, der lange nachhallt. Kaisu Tuokko hat mit ihrem Debüt einen beeindruckenden Start hingelegt – ich bin gespannt, was die nächsten Fälle aus Kristinestad bringen werden