Persönliche Sorgen der Erwachsenen überschatten aktuelle und schwerwiegende Probleme Jugendlicher

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carola1475 Avatar

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Im idyllischen Küstenort Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas im Meer gefunden. Die Ermittlungen unter Leitung von Kriminalkommissar Mats Bergholm ergeben ein verstörendes Bild des zurückhaltenden Jungen, wie war Jonas wirklich? Auch die Journalistin Eevi Manner recherchiert zu dem Fall, der den kleinen Ort aufwühlt, in dem jeder jeden kennt.
Erzählt wird aus den wechselnden Perspektiven Mats' und Eevis. Beide stammen aus Kristinestad, kennen sich seit der Jugend, und Gefühle füreinander flackern wieder auf, obwohl es eine Ehefrau bzw. einen Lebenspartner gibt. Mats' Gedanken kreisen oft um seine unglückliche Ehe und Eevis Gefühlswelt wird von ihrem unerfüllten Kinderwunsch beherrscht, diese privaten, oft wiederholten Sorgen waren mir schnell zu viel und störten für mich auch den eher flachen Spannungsbogen.

Kaisu Tuokkos Schreibstil ist angenehm zu lesen, aber ihr Textrhythmus zu gleichförmig, ein Cafébesuch wird genau so detailliert beschrieben und scheint genau so wichtig wie die Befragung eines Angehörigen. Ermittler verhalten sich unprofessionell oder bleiben Stereotypen, im allgemeinen ist die Figurenzeichnung blass, während die angesprochenen Themen Mobbing, physische und psychische Gewalt und Misogynie, real und in den Social Media, durchaus empathisch und glaubhaft dargestellt werden, aber leider fast in den Sorgen der Erwachsenen untergehen. Die überraschende Auflösung des Falls ist stimmig.

Das atmosphärische Cover passt zum Krimi und man merkt der finnischen Autorin ihre Verbundenheit zum Heimatort an. Ungeklärte Fragen zur Vergangenheit von Eevi und Mats werden bis zu einem Folgeband warten müssen, denn 'Gerächt sein sollst du' ist ein Reihenauftakt. Ich vergebe 2,5 Sterne für diesen Debütroman.