Ein Loser will es noch einmal wissen

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buecherfan.wit Avatar

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Daniel Glattauers neuer Roman “Geschenkt” ist ganz anders als die Vorgänger, mit denen er bekannt geworden ist und wurde inspiriert durch die wahre Geschichte des Wunders von Braunschweig, wo ein Unbekannter mehrfach 10.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen gespendet hatte.

Gerold Plassek ist Journalist bei der Gratiszeitung “Tag für Tag”, wo er für die unbedeutenden bunten Meldungen zum Tag zuständig ist. Den Job verdankt er dem Mann seiner Exfrau Gudrun. Gerold Plassek sitzt bei der Zeitung mehr oder weniger seine Zeit ab, hat keinerlei Ambitionen, irgendetwas Bedeutendes zu leisten und freut sich auf den abendlichen Kneipenbesuch mit seinen Kumpels, alle ebenfalls mehr oder weniger gescheiterte Exstenzen.

Dann ändert sich sein Leben von einem Tag auf den anderen. Exfreundin Alice bittet ihn, sich einige Monate lang um seinen 14jährigen Sohn Manuel zu kümmern, während sie in Afrika als Ärztin arbeitet. Der Junge wird bei ihrer Schwester leben, braucht aber am Nachmittag Hausaufgabenbetreuung. Plassek stimmt zu. Von der Existenz dieses Sohnes hört er zum ersten Mal. Aus der Ehe mit Grudrun hat er die nur wenig ältere Tochter Florentina, die von der Mutter und dem Stiefvater, einem reichen Geschäftsmann, aufgezogen wurde.

Von da an sitzt der Junge nachmittags in Plasseks Büro und schaut ihm beim Nichtstun zu. Anfangs bringt er dem ständig nach Alkohol riechenden Loser nur Ablehnung und Verachtung entgegen, und Vater und Sohn finden keine gemeinsame Basis.

Als der Journalist eine Notiz über eine Obdachlosenschlafstätte mit finanziellen Problemen schreibt, geht eine anonyme Geldspende von 10.000 Euro ein. Plasseks Artikel ist beigefügt. Das ist der Auftakt zu einer anonymen Spendenserie, immer mit Bezug auf Gerold Plasseks Artikel. Er hat inzwischen gekündigt, weil die Besitzer des Blattes einen Bericht über eine Asylantenfamilie abgelehnt hatten und arbeitet für ein renommiertes Blatt. Mit jeder Spendenaktion rückt Plassek mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Sein Sohn, der noch immer nicht weiß, dass Plassek sein Vater ist, ist inzwischen sein wichtigster Mitarbeiter und führt Interviews und Recherchen durch und kümmert sich um das Layout. Die Beiden kommen sich näher. Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Florentina verbessert sich. Sie vertraut ihm ihre privaten Probleme an und findet bei ihm vorurteilsfreie, verständnisvolle Unterstützung. Und auch die Liebe tritt wieder in sein Leben in Gestalt von Manuels Zahnärztin. Gerold Plassek muss sich endlich seinem stets geleugneten Alkoholproblem stellen, dann kann alles nur immer besser werden.

Glattauer ist ein gut geschriebener, teilweise auch berührender Roman über einen Loser gelungen, der seinem Leben doch noch einmal eine neue Richtung gibt. Dabei gewinnt die Geschichte durchaus Spannung durch Krimielemente. Alle, auch der Leser, möchten die Identität des anonymen Spenders kennenlernen. Die Lösung des Rätsels wird erst am Schluss präsentiert. Ein Roman, der den Leser bestens unterhält.