Ein sympathischer Versager

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mazapán Avatar

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Daniel Glattauer schreibt unvergessliche und berührende Geschichten, mit Figuren, die wissen, wie sie sich langsam aber sicher in das Herz des Lesers einnisten. Mit Gerold Plassek, einem alkoholabhängigen und mittelmäßigen Journalisten ohne Ambitionen, ist ihm mal wieder eine Figur gelungen, die an Liebenswürdigkeit und schrägem Charme kaum zu übertreffen ist.
Gerold Plassek ist der eigenbrötlerische Held von Glattauers neuestem Roman "Geschenkt".

In "Geschenkt" wird die Geschichte eines Wunders erzählt. In Wien verschenkt ein anonymer Spender 10.000 € an ein Obdachlosenheim, nachdem Plassek darüber berichtet hat. Für Plassek, der sich als Versager in allen Bereichen seines Lebens betrachtet, ist das ein kleiner Erfolg in seinem bedeutungslosen Dasein. Außer dem Alkohol gibt es kaum etwas, das ihn motiviert. Trotzdem gibt es ein paar Menschen in seiner persönlichen Umgebung, die für ihn wichtig sind, aber die Beziehungen, die er zu ihnen pflegt, kann man nicht einmal als solche bezeichnen. Erst im Zusammenhang mit dieser mysteriösen Spende ändert sich das.

Auch wenn es sich etwas schnulzig anhören könnte, ist dieser Roman alles andere als das. Ohne an Herzlichkeit zu verlieren, sprühen Plasseks Gedanken und auch oft die Dialoge im Buch vor Ironie und Selbstspott. Gerade die Tatsache, dass Plassek immer versucht, niemanden zu verletzen und diese Bissigkeit im Grunde nur gegen sich selbst richtet, macht ihn sehr sympathisch.

Wie kann der Leser einen Alkoholiker und Versager, einen Mann, der im nüchternen Zustand kaum fähig ist, menschliche Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, am Ende ins Herz schließen?
Das schafft Glattauer.

"Geschenkt" ist eine wunderbare Geschichte. Mit viel Herz und Humor hat Glattauer eine Figur geschaffen, die definitiv ein Publikumsliebling werden kann, einen Held in einem Märchen, das nichtsdestoweniger lebensnah bleibt.

Absolut empfehlenswert!