Geldgeschenk(t)!

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sternchen1202 Avatar

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Ich muss sagen, dass mir die Geschichte, die Glattauer in „Geschenkt“ erzählt, sehr gut gefallen hat. Allein die Vorstellung, dass jemand anonym 10.000€ an die unterschiedlichsten Menschen spendet, einfach, um ihnen etwas Gutes zu tun, ist in unserer Welt kaum vorstellbar. Umso wunderbarer ist es, dass Glattauer seine Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruhen lässt! Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass Gerold durch diese Spenden und seinen Sohn Manuel in der Lage ist, sein Leben ansatzweise zu verändern und Dinge noch einmal zu überdenken. Ich habe ständig mit ihm gefiebert und gehofft, dass er sich von alten Zwängen befreien und neue Dinge annehmen kann.
Glattauer schafft es wieder einmal, seinen Figuren Leben einzuhauchen und sie sehr real darzustellen. Begeistert war ich vor allem von Manuel, da er eine sehr einfache und kindlich-emotionale Sicht auf die Welt hat. Er will den Menschen helfen, hinterfragt Dinge genau, hat aber gleichzeitig auch keine Berührungsängste. Auch wenn er nicht weiß, dass Gerold sein Vater ist, so baut er zu ihm relativ schnell eine enge Beziehung auf und macht sich um den „Onkel“ Sorgen und will ihm helfen. Beeindruckend ist es vor allem, dass es Manuel mit seinen 14 Jahren schafft, seinen Vater zum Nachdenken zu bewegen.
Gut gefallen hat mir bei „Geschenkt“ vor allem der Stil, den Glattauer für diese Geschichte verwendet. Er ist mit seiner Wortwahl sehr genau und auch sehr spitzfindig. Auch Gerold lässt er über alle Formulierungen fünf- bis sechsmal nachdenken. Außerdem greift Glattauer immer wieder auf Sarkasmus und Ironie zurück, was die gesamte Geschichte auflockert und ihr sehr gut tut!
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass jedes Kapitel noch einmal in sich unterteilt gewesen war und diese Zwischenabschnitte nie allzu lang waren, wodurch man schnell das Gefühl hat, viel gelesen zu haben.
Jetzt muss ich leider zu dem kommen, was mir nicht so gut gefallen hat. Leider, leider ist dies Gerold Plassek an sich! Ich habe mir ständig gewünscht, dass er über seinen eigenen Schatten springen kann und es auch wirklich schafft, sich zu verändern (spätestens bei der Geschichte über 0,0 Promille). Leider ist Gerold aber ein Mensch, der die eigenen Probleme sehr gut leugnen und verdrängen kann. Auch andere Dinge, die ihn und sein direktes Umfeld betreffen, hält er auf Distanz, indem er sie zwar be- und verurteilt, aber dann zu dem Schluss gelangt, dass es ihm doch egal ist. Er macht sich zwar über vieles seine Gedanken, kommt dann aber doch nicht dazu, zu handeln oder zu reagieren. Er ist dahingehend sehr passiv und so verläuft auch sein Leben zu Beginn. Auch wenn Manuel und die Spendenserie es schaffen, ihn ein wenig wachzurütteln, wirklich verändern kann er sein Leben immer noch nicht! Leider muss ich gestehen, dass mich das ziemlich genervt hat!
Dann ist mir immer wieder aufgefallen, dass Glattauer teilweise verschachtelte und damit manchmal komplizierte Sätze verwendet. Dies hat mir das Lesen das ein oder andere Mal doch erschwert und mich auch oft das Buch zur Seite legen lassen!
Insgesamt kann ich dem Buch daher auch nur drei von fünf Sternen geben! Zwar ist die Geschichte sehr schön, doch ein Buch für zwischendurch ist „Geschenkt“ sicher nicht!
Trotzdem empfehle ich es allen weiter, die über unsere Gesellschaft, Geld und Bereitschaft zu helfen nachdenken wollen!