Unterhaltsame Fahndung nach einem Wohltäter

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Inhalt
Gerold Plassek ist ein sympathischer Verlierer: Mitte Vierzig, Alkoholiker und Journalist für eine Gratiszeitung. Mit seiner Ex-Frau hat er eine Tochter im Teenager-Alter, lebt aber schon lange alleine und im Chaos. Eines Tages erfährt er von einer vergangenen Liebschaft, dass er noch einen Sohn hat: Manuel – 14 Jahre alt. Der Junge selbst weiß nicht, dass Geri sein Vater ist. Er weiß nur, dass dieser "alte Schulfreund" seiner Mutter auf ihn aufpassen soll, solange sie beruflich in Afrika unterwegs ist.

Als in einer Obdachlosenunterkunft, über deren finanzielle Probleme Gerold Plassek eine kleine Notiz in der Gratiszeitung formuliert hat, plötzlich zehntausend Euro eintreffen, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Dem Brief liegt ein Ausschnitt des Artikels bei und ist nur der Anfang einer Reihe von Spenden. Nach jedem Beitrag von Geri über eine Einrichtung oder Familie in Not, erhält diese zehntausend Euro. Dies sorgt nicht nur für Aufsehen, sondern wirft auch die Frage auf: Wer ist der großzügige, aber anonyme Spender?

Meine Meinung
"Geschenkt" ist flüssig, leicht – und mit einer großen Portion Humor geschrieben, was vor allem an dem schnoddrigen Plauderton von Gerold Plassek liegt, der nicht auf den Mund gefallen ist und ganz gerne mal einen zynischen Kommentar abgibt. Er ist um keine Antwort verlegen und kann auch gut über sich selber lachen. Bei all dem Witz ist der Roman jedoch nicht oberflächlich. Besonders gefallen hat mir die Entwicklung zwischen Manuel und Gerold, die zu einer immer engeren Bindung führt.

Weniger gefallen hat mir, dass Glattauer manchmal zu sehr auf Pointen aus ist und zu stark auf die Mitleidsdrüse drückt. Auch, dass Plassek im Verlauf der Handlung zum Überflieger wird, eine Freundin findet und zur anspruchsvollsten Zeitung der Stadt mühelos wechseln kann, war mir ein wenig zu unglaubwürdig und klischeehaft, auch wenn ich ihm all dies mehr als gegönnt habe. Gerold ist nun mal ein sympathischer Typ, der ein Stück vom Glück verdient hat.

Interessant an dem Buch ist, dass es auf einer wahren Begebenheit (Dem Wunder von Braunschweig) beruht und die spannende Frage, wer denn hinter der geheimnisvollen Spendenserie stecken mag, aufwirft. Sie verleiht der Dramaturgie überraschende Wendungen. Ob sich der edle Spender zum Ende zeigt, sei hiermit nicht verraten. Nur so viel, selbst auf der letzten Seite weiß Glattauer zu überraschen und auch auf dieser hat er mir noch ein großes Schmunzeln entlockt.

Fazit
"Geschenkt" ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Spannend, kurzweilig und sehr amüsant – wer die Bücher von Glattauer mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.