Wie eine anonyme Spendenserie das Leben eines Mannes verändert

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theonlytruth Avatar

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Der nicht mehr taufrische und latent alkoholabhängige Journalist Gerold Plassek ist bei einem werbefinazierten Gratisblatt für die Betreuung der Randnotizen zuständig, wozu auch gelegentlich der Hinweis auf eine soziale Einrichtung zählt. Seit kurzem ist er nicht mehr allein in seinem winzigen Büro, denn sein Sohn Manuel sitzt jeden Nachmittag mit bei ihm, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Das Problem ist nur, dass Manuel nichts davon weiß, dass Gerold sein Vater ist, und Gerold ebenfalls erst vor kurzer Zeit von Manuels Existenz erfahren hat.

Kurz nach dem Erscheinen einer Notiz zu einem überfüllten Obdachlosenheim kommt es zu einer anonymen Spende über 10.000 Euro, der ein Ausschnitt von Gerolds Artikel beigelegt ist. Als dann wiederholt der gleiche Betrag in Folge von Gerolds Artikeln bei den jeweiligen Hilfebedürftigen eintrifft, kann auch er sich nicht mehr mit einem Zufall herausreden. Der anonyme Spender muss es auf ihn und seine Artikel abgesehen haben. Parallel zur Suche nach der Identität des Spenders beginnt für Gerold auch die Suche nach dem, was ihn mit Manuel verbindet, nach dem, was ihm bisher in seinem Leben gefehlt hat.

Daniel Glattauer erzählt in seinem Roman eine spannende und bewegende Geschichte über Mitgefühl, Verantwortung, Familie und das Leben als Ganzes.
Dabei rutscht er nie ins Melodramatische ab, was wohl auch der Erzählperspektive Gerolds geschuldet ist, der zwar sentimental sein kann, aber dessen Blick auf das Leben ein eher desinteressierter und verhärteter ist.

Der Anfang der Geschichte hat mich nicht gleich gefesselt, dafür steigt die Spannung aber bis zur letzten Seite an. Mit einem Umfang von 335 Seiten hat "Geschenkt" einen Umfang, den die Handlung perfekt füllen kann. Unnötige Handlungsstränge konnte ich nicht ausmachen. Die Hauptpersonen sind gut ausgestaltet, die am Rand naturgemäß nur grob umrissen. 

Besonders auffallend waren für mich die sprachlichen Kunststücke, die Daniel Glattauer immer wieder vollführt und in denen er gebräuchliche Formulierungen kritisch hinterfragt, wie er es auch schon in seinen Kolumnen getan hat. So beschreibt er zum Beispiel, wie Gerold eine SMS mehrmals umformuliert, um ja genau das richtige und nur das auszudrücken. Diese Spielerei mit Wörtern und Sätzen war für mich der Bonus zu einem an sich schon sehr guten Buch.

Da es sich bei Daniel Glattauers "Geschenkt" um ein durchweg spannendes, phantasievolles und sprachlich herausragendes Buch handelt, bekommt es von mir volle 5 Sterne und eine 1- als Schulnote.