Ein vielstimmiger Gesellschaftsspiegel – klug, scharf und gegenwärtig

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tanjawa85 Avatar

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Dora Zwickaus Roman „Gesellschaftsspiel“ ist eine sprachlich präzise, thematisch hochaktuelle und erzählerisch kluge Collage über unsere Gegenwart – erzählt durch eine Vielzahl von Stimmen, Perspektiven und Lebensrealitäten. Bereits die ersten Kapitel zeigen, dass dieses Buch kein klassischer Roman mit linearer Handlung ist, sondern vielmehr ein Kaleidoskop an Figuren und Denkweisen, die sich in einem sich verändernden gesellschaftlichen Kontext bewegen.

Im Zentrum stehen die drei Frauen Isabelle, Dagmar und Annika – Mutter, Tante und Tochter – deren Leben sich infolge eines familiären Notfalls überschneiden und berühren. Dabei verwebt Zwickau Alltagsrealität, berufliche Konflikte, Familienbande und persönliche Krisen mit globalen Entwicklungen wie Tech-Utopien, Selbstoptimierung und digitaler Erschöpfung. Der Umgang mit Krankheit, Erinnerung und Verantwortung trifft auf Fragen der politischen Organisation, Medienkultur und innerfamiliären Loyalität.

Was beeindruckt, ist Zwickaus scharfer Blick für Sprache und Dynamik. Ihre Figuren wirken authentisch, ihre Dialoge lebendig. Besonders spannend ist das Wechselspiel zwischen dem persönlichen Mikrokosmos (z. B. die beruflichen und privaten Routinen Isabelles oder Dagmars Rückzug ins intellektuelle Schneckenhaus) und den größeren gesellschaftlichen Themen wie dem Projekt „The Syndicate“ – einer visionären, tech-getriebenen Parallelgesellschaft, die wie ein dystopischer Nebenschauplatz immer näher rückt.