Gedankenspiele
Was wäre, wenn man die Gesellschaft und das Gesellschaftssystem ganz einfach jederzeit per Knopfdruck mitbestimmen könnte? Würde dann alles besser werden? Mitbestimmter? Oder würden wieder nur einzelne Fraktionen im Vordergrund stehen?
Die Utopie (oder Dystopie – je nach Perspektive) von Dora Zwickau stellt genau diese Fragen in den Mittelpunkt – zumindest in einem Teil des Romans. Ein Tech-Milliardär entwickelt eine App und startet ein Pilotprojekt: Mitbestimmung/Aufbau eines politischen Systems durch alle mündigen Bürger per App. Schauplatz des Ganzen ist ausgerechnet Weimar. In Foren, in Podcasts und in Whatsapp-Chat-Verläufen wird nun heftig diskutiert, kritisiert, euphorisch abgestimmt und diffamiert. Hier zeigen sich die Chancen und die Grenzen moderner Kommunikation.
Der andere Teil des Romans beleuchtet das Schicksal dreier Frauen, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis stehen: zwei Schwestern und ihre Tante, die durch den Tod der Mutter und Schwester plötzlich gezwungen sind, Zeit miteinander zu verbringen. Und die – da in Weimar lebend – auf einmal Teil der „schönen neuen Welt“ werden.
"Gesellschaftsspiel“ ist ein Roman, der auf kluge Weise den Leser fordert, intellektuell wie emotional. Das Buch wagt sich an moderne Erzählformen: Neben der normalen Erzählperspektive, fließen auch Chatverläufe, Social-Media-Posts und Podcast-Transkripte ein. Dies jedoch oft ohne „Einleitung“ oder explizitem Hinweis darauf. So erschweren sie oftmals den Lesefluss, gleichzeitig wirken diese Passagen aber so authentisch wie jedes Forum, Kommentarboard oder Chatverlauf, dem man auch in der realen Welt ausgesetzt ist.
Was im Buch eher zu kurz kommt, ist eine Tiefe der Figuren. Viele Charaktere bleiben skizzenhaft, selbst die Familiengeschichte bewegt sich eher an der Oberfläche. Der Roman legt den Fokus vor allem auf die Reaktionen und die Konsequenzen des Experiments sowie in die Vorbereitungsphase des Experiments. Ob eine solche Neuorganisation des gesellschaftlichen Systems tatsächlich umsetzbar wäre, beantwortet er nicht. Hier ist vielleicht auch der Leser zum „nachspüren“ angeregt.
Dennoch hat mir „Gesellschaftsspiel“ sehr gut gefallen. Ein gesellschaftskritischer Roman, der relevante Themen wie den aktuellen Rechtsruck, die Macht der Superreichen und den Einfluss der Technologie aufgreift.
Wer Lust auf Gedankenspiele hat und sich auf die anspruchsvolle Struktur einlässt, sollte diesen Roman lesen – er wird mit einem tollen Buch belohnt!
Die Utopie (oder Dystopie – je nach Perspektive) von Dora Zwickau stellt genau diese Fragen in den Mittelpunkt – zumindest in einem Teil des Romans. Ein Tech-Milliardär entwickelt eine App und startet ein Pilotprojekt: Mitbestimmung/Aufbau eines politischen Systems durch alle mündigen Bürger per App. Schauplatz des Ganzen ist ausgerechnet Weimar. In Foren, in Podcasts und in Whatsapp-Chat-Verläufen wird nun heftig diskutiert, kritisiert, euphorisch abgestimmt und diffamiert. Hier zeigen sich die Chancen und die Grenzen moderner Kommunikation.
Der andere Teil des Romans beleuchtet das Schicksal dreier Frauen, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis stehen: zwei Schwestern und ihre Tante, die durch den Tod der Mutter und Schwester plötzlich gezwungen sind, Zeit miteinander zu verbringen. Und die – da in Weimar lebend – auf einmal Teil der „schönen neuen Welt“ werden.
"Gesellschaftsspiel“ ist ein Roman, der auf kluge Weise den Leser fordert, intellektuell wie emotional. Das Buch wagt sich an moderne Erzählformen: Neben der normalen Erzählperspektive, fließen auch Chatverläufe, Social-Media-Posts und Podcast-Transkripte ein. Dies jedoch oft ohne „Einleitung“ oder explizitem Hinweis darauf. So erschweren sie oftmals den Lesefluss, gleichzeitig wirken diese Passagen aber so authentisch wie jedes Forum, Kommentarboard oder Chatverlauf, dem man auch in der realen Welt ausgesetzt ist.
Was im Buch eher zu kurz kommt, ist eine Tiefe der Figuren. Viele Charaktere bleiben skizzenhaft, selbst die Familiengeschichte bewegt sich eher an der Oberfläche. Der Roman legt den Fokus vor allem auf die Reaktionen und die Konsequenzen des Experiments sowie in die Vorbereitungsphase des Experiments. Ob eine solche Neuorganisation des gesellschaftlichen Systems tatsächlich umsetzbar wäre, beantwortet er nicht. Hier ist vielleicht auch der Leser zum „nachspüren“ angeregt.
Dennoch hat mir „Gesellschaftsspiel“ sehr gut gefallen. Ein gesellschaftskritischer Roman, der relevante Themen wie den aktuellen Rechtsruck, die Macht der Superreichen und den Einfluss der Technologie aufgreift.
Wer Lust auf Gedankenspiele hat und sich auf die anspruchsvolle Struktur einlässt, sollte diesen Roman lesen – er wird mit einem tollen Buch belohnt!