interessantes Gedankenspiel

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maulwurf123 Avatar

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Hinter dem Titel „Gesellschaftsspiel“ verbirgt sich das Romandebüt von Autorin Dora Zwickau. Die gebundene Hardcoverausgabe ist seit Anfang Juli diesen Jahre mit insgesamt 288 Seiten im Piper-Verlag erhältlich. Das Coverbild ist interessant und klug gewählt und soll wohl die drei Protagonistinnen Isabelle, Annika und Dagmar darstellen.

Und darum geht es genau: Die Schwestern Isabelle und Annika sowie ihre Tante Dagmar treffen am Sterbebett der Mutter bzw. Schwester aufeinander. Die drei Frauen sind Einzelkämpferinnen; die Familie hat sich mit der Zeit auseinandergelebt. Noch während sie mit der Organisation von Beerdigung und co. beschäftigt sind und sich währenddessen an das Gefühl, als Familie zusammenzugehören, herantasten, launcht ein internationaler Tech-Milliardär seine Idee einer revolutionär neuen Gemeinschaft. Per App möchte er der Gesellschaft ein Update verpassen und alle können sich dabei einbringen. Der Start des Projekts soll ausgerechnet im Heimatort von Isabelle, Annika und Dagmar sein: in Weimar. Schon bald kommt die Frage auf: Ist das der Neustart für die Demokratie oder der Anfang vom Ende?

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonistinnen erzählt. Dazwischen finden sich Ausschnitte aus Podcasts, Talkshows oder Messenger-Apps zur aktuellen Situation in Weimar.

Isabelle, Annika und Dagmar sind drei grundsätzlich verschiedene Frauen. Dies wird bereits in den ersten Kapiteln deutlich. Die Beschreibungen ihrer Persönlichkeiten bleibt recht nüchtern und emotionslos. Eine wirkliche Verbindung zu den Protagonistinnen habe ich während des Lesens leider nicht aufbauen können. Sie blieben mir alle fremd und unnahbar.

Die Thematik rund um den Tod der Mutter bzw. Schwester, ihr Sterben im Krankenhaus nach einem Schlaganfall wirkt in der Beschreibung nüchtern und emotionslos. Während die Handlungsgeschichte zunächst den Fokus auf ein bestehendes Familiendrama richtet, wechselt dies ab der Mitte des Romans hin. Ab da werden die Politik und die Debatte um die App des Tech-Milliardärs in den Vordergrund gerückt. Leider verschenkt die Autorin hier deutlich an Potenzial. Die gesellschaftlichen Veränderungen, politische Aspekte sowie digitale Utopien werden thematisch nur oberflächlich behandelt.

Mein Fazit: Die Grundidee des Romans ist durchaus ein interessantes Gedankenspiel. Leider hat mich die Umsetzung nicht in vollständig überzeugen können. Zwei Sterne daher.