Nicht genügend durchdacht

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antie Avatar

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Der Plot des Romans ist ungewöhnlich und interessant und bietet eine Menge Potential für eine Nachdenkens werte Handlung. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen, zwei Schwestern und ihre Tante, die sich im Laufe des Buches nach Zeiten von Entfremdung wieder näher kommen. Sie leben in Weimar, der Stadt, die sich ein Tech-Milliardär für ein gesellschaftliches Experiment ausgesucht hat.
Leider verschenkt die Autorin das Potential. Weder die Darstellung der künftigen Gesellschaftsform des Tech-Milliardärs noch seine Organisationsform werden schlüssig beschrieben, auch sind die drei Protagonistinnen glaubwürdige Charaktere. Ein großes Manko besteht darin, dass sich die Angebote des Milliardärs und vor allem seine Motive fast ausschließlich indirekt über die Rezeption der Teilnehmer der neuen App in Chatverläufen erschließen lassen. Diese Kapitel des Buches sind mühselig zu lesen und bleiben unergiebig. Kontroversen bleiben aus, angedeutetes Konfliktpotential wie plötzliche Wohnungsnot oder Hasskommentare wird nicht vertieft, sondern oberflächlich hingenommen. Viele Fragen bleiben offen. Abgesehen davon erscheinen 500 Millionen Dollar für ein umwälzendes Projekt, das nachhaltig in das gesellschaftliche Gefüge hineinwirken will, nicht wirklich viel Geld und man fragt sich, warum eigentlich das zu so einem Run auf Weimar führt.
Meine Erwartung, mit diesem Roman darüber nachzudenken, in welcher Welt und welcher Gesellschaftsform wir leben wollen, wurde nicht erfüllt.
.Es bleibt eine mittelmäßig interessante Lektion über den Einfluss, den eine einzelne Person mit viel Geld auf die Einwohner einer Stadt haben kann.