Spannend, aktuell, fordernd
„Gesellschaftsspiel“ ist ein Roman, der viel will – und dabei auf kluge Weise überfordert. Er fordert den Leser, intellektuell wie emotional, und das ist eine seiner großen Stärken.
Im Zentrum stehen drei Frauen, Isabelle, Annika und Dagmar, die inmitten einer familiären Ausnahmesituation – dem drohenden Tod der Mutter – mit einer revolutionären gesellschaftlichen Idee konfrontiert werden: Ein US-Tech-Milliardär will in Weimar ein neues Gesellschaftsmodell etablieren, partizipativ, digital, durch eine App gesteuert. Was nach Science-Fiction klingt, entwickelt sich zur sehr greifbaren Utopie – oder Dystopie, je nach Perspektive.
Der Roman balanciert geschickt zwischen Privatem und Politischem. Die Figuren dienen dabei als Projektionsfläche für die unterschiedlichen Haltungen gegenüber Wandel, Digitalisierung, Machtverteilung und Teilhabe. Besonders Isabelle, die sich über ihre Schüler aktiv mit dem Projekt auseinandersetzt, ist überzeugend gezeichnet. Ihre Schwester Annika bleibt distanzierter, fast resigniert – und genau das bringt interessante Reibungspunkte. Dagmar, die intellektuelle Tante, bietet eine reflektierte, aber auch leicht entrückte Perspektive.
Stilistisch wagt sich das Buch an moderne Erzählformen: Chatverläufe, Social-Media-Posts, Podcast-Transkripte. Diese Passagen wirken einerseits authentisch, andererseits erschweren sie den Lesefluss. Hier verlangt das Buch seinem Leser einiges ab. Es spiegelt damit aber auch die Reizüberflutung unserer Gegenwart – und das ist durchaus konsequent gedacht, wenn auch nicht immer angenehm zu lesen.
Was dem Roman fehlt, ist Tiefe in der Figurenzeichnung. Viele Charaktere bleiben skizzenhaft, selbst die emotionale Wucht der familiären Krise entfaltet sich nicht vollständig. Auch die gesellschaftliche Vision wird eher angerissen als wirklich durchdacht. Das Ende wirkt abrupt und lässt viele Fragen offen.
Trotzdem: Gesellschaftsspiel ist ein zeitgemäßer, mutiger Roman, der relevante Themen aufgreift und sich formal etwas traut. Wer sich auf die anspruchsvolle Struktur einlässt, wird mit einem vielschichtigen Leseerlebnis belohnt – auch wenn man sich am Schluss mehr Auflösung gewünscht hätte.
Im Zentrum stehen drei Frauen, Isabelle, Annika und Dagmar, die inmitten einer familiären Ausnahmesituation – dem drohenden Tod der Mutter – mit einer revolutionären gesellschaftlichen Idee konfrontiert werden: Ein US-Tech-Milliardär will in Weimar ein neues Gesellschaftsmodell etablieren, partizipativ, digital, durch eine App gesteuert. Was nach Science-Fiction klingt, entwickelt sich zur sehr greifbaren Utopie – oder Dystopie, je nach Perspektive.
Der Roman balanciert geschickt zwischen Privatem und Politischem. Die Figuren dienen dabei als Projektionsfläche für die unterschiedlichen Haltungen gegenüber Wandel, Digitalisierung, Machtverteilung und Teilhabe. Besonders Isabelle, die sich über ihre Schüler aktiv mit dem Projekt auseinandersetzt, ist überzeugend gezeichnet. Ihre Schwester Annika bleibt distanzierter, fast resigniert – und genau das bringt interessante Reibungspunkte. Dagmar, die intellektuelle Tante, bietet eine reflektierte, aber auch leicht entrückte Perspektive.
Stilistisch wagt sich das Buch an moderne Erzählformen: Chatverläufe, Social-Media-Posts, Podcast-Transkripte. Diese Passagen wirken einerseits authentisch, andererseits erschweren sie den Lesefluss. Hier verlangt das Buch seinem Leser einiges ab. Es spiegelt damit aber auch die Reizüberflutung unserer Gegenwart – und das ist durchaus konsequent gedacht, wenn auch nicht immer angenehm zu lesen.
Was dem Roman fehlt, ist Tiefe in der Figurenzeichnung. Viele Charaktere bleiben skizzenhaft, selbst die emotionale Wucht der familiären Krise entfaltet sich nicht vollständig. Auch die gesellschaftliche Vision wird eher angerissen als wirklich durchdacht. Das Ende wirkt abrupt und lässt viele Fragen offen.
Trotzdem: Gesellschaftsspiel ist ein zeitgemäßer, mutiger Roman, der relevante Themen aufgreift und sich formal etwas traut. Wer sich auf die anspruchsvolle Struktur einlässt, wird mit einem vielschichtigen Leseerlebnis belohnt – auch wenn man sich am Schluss mehr Auflösung gewünscht hätte.