Highlight
1881: Ein Attentat auf den russischen Zaren macht dem Wiener Polizeipräsidenten Wilhelm Marx echte Sorgen, denn so etwas könnte schließlich auch in Wien passieren. Bald heiratet Thronfolger Rudolf, und das böte einen guten Anlass für Bombenleger.
Als dann auch noch im Wienerberger Ziegelwerk ein Mord geschieht, und die Autopsie etwas anderes ergibt als der geständige Täter aussagt, macht das Marx‘ Sorgen noch größer. Denn so ein großes Werk bietet einen Nährboden für Sozialdemokraten und Anarchisten. Er beauftragt seinen Sonderermittler, Leopold Kern, zu ermitteln, natürlich undercover. Kern hat in seiner Jugend selbst in dem Ziegelwerk gearbeitet, weiß um die Arbeitsumstände dort, und ist gar nicht glücklich über seinen Auftrag. Als ihn dann auch noch Johann Artner, der ehemalige Kammerdiener des vor kurzem verstorbenen Grafen Modritzky, der Kern schon einmal bei einem Fall geholfen hatte, aufsucht und ihn über dessen Testament unterrichtet, macht ihn das auch nicht fröhlicher, denn er hat Artner sozusagen geerbt, dieser soll ihn fortan bei seinen Ermittlungen unterstützen.
Es handelt sich hier um den dritten Band einer Reihe um Leopold Kern. Für mich ist es der erste, den ich lese, ich habe mir die anderen aber bereits besorgt, denn, das kann ich schon einmal sagen, ich war schnell begeistert.
Schnell wurde mir auch klar, dass der Roman ernste soziale Themen jener Zeit aufnimmt, die Zustände, unter denen Arbeiter:innen lebten, waren alles andere als menschenwürdig, und wenn man liest, wie es in diesem Ziegelwerk zugeht, und das ist ja letztlich auch nur ein Beispiel, wird einem übel. Gut gefällt mir auch, dass historische Persönlichkeiten miteinbezogen werden, nicht nur den Polizeipräsidenten gab es wirklich. Ein besonders interessanter Charakter ist der Arzt Viktor Adler, der Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war, und tatsächlich auch in diesem Ziegelwerk tätig war. Auch die Stadt selbst spielt eine recht große Rolle.
Die Geschichte ist sehr spannend. Der Autor erzählt aus mehreren Perspektiven sehr bildhaft und atmosphärisch, man fühlt sich wirklich, als sei man mittendrin im historischen Wien. Dazu trägt auch bei, dass der Dialekt durchscheint, und viele österreichische Ausdrücke verwandt werden. Manche werden direkt erklärt, für andere hätte ich mir ein Glossar im Anhang gewünscht. Allerdings kann man in der Regel aus dem Kontext schließen, was gemeint ist. Peter Lorath hat ausführlich recherchiert, das kann man auch seinem Nachwort entnehmen.
Leopold Kern war mir sofort sympathisch. Er hat schon einiges hinter sich, und vieles davon war nicht einfach. So hat er Frau und Tochter an die Cholera verloren. Wir nehmen teil an seinen Gedanken und Emotionen, so dass er einem wirklich nahe kommt. Er ist loyal, für Menschen, die ihm nahestehen und die er mag, tut er, was er kann. Mir gefiel besonders seine Beziehung zur Nachbarsfamilie. Ich bin gespannt darauf, ihn in den beiden Vorgängerbänden noch näher kennenzulernen.
Auch andere Charaktere gefallen mir gut, ich konnte zum Beispiel sehr mit Johann Artner mitfühlen, der sich beweisen will, und das gar nicht schlecht macht, er ist aber eben sehr unerfahren, und so unterlaufen ihm auch Fehler, einer davon sehr schwerwiegend.
Der Roman ist einer meiner Highlights in diesem Jahr. Atmosphärisch und sehr spannend, mit gelungenen Charakteren, sozialkritisch und mit viel Lokal- und Zeitkolorit, werden Historie und Fiktion perfekt verknüpft. Absolute Leseempfehlung!
Als dann auch noch im Wienerberger Ziegelwerk ein Mord geschieht, und die Autopsie etwas anderes ergibt als der geständige Täter aussagt, macht das Marx‘ Sorgen noch größer. Denn so ein großes Werk bietet einen Nährboden für Sozialdemokraten und Anarchisten. Er beauftragt seinen Sonderermittler, Leopold Kern, zu ermitteln, natürlich undercover. Kern hat in seiner Jugend selbst in dem Ziegelwerk gearbeitet, weiß um die Arbeitsumstände dort, und ist gar nicht glücklich über seinen Auftrag. Als ihn dann auch noch Johann Artner, der ehemalige Kammerdiener des vor kurzem verstorbenen Grafen Modritzky, der Kern schon einmal bei einem Fall geholfen hatte, aufsucht und ihn über dessen Testament unterrichtet, macht ihn das auch nicht fröhlicher, denn er hat Artner sozusagen geerbt, dieser soll ihn fortan bei seinen Ermittlungen unterstützen.
Es handelt sich hier um den dritten Band einer Reihe um Leopold Kern. Für mich ist es der erste, den ich lese, ich habe mir die anderen aber bereits besorgt, denn, das kann ich schon einmal sagen, ich war schnell begeistert.
Schnell wurde mir auch klar, dass der Roman ernste soziale Themen jener Zeit aufnimmt, die Zustände, unter denen Arbeiter:innen lebten, waren alles andere als menschenwürdig, und wenn man liest, wie es in diesem Ziegelwerk zugeht, und das ist ja letztlich auch nur ein Beispiel, wird einem übel. Gut gefällt mir auch, dass historische Persönlichkeiten miteinbezogen werden, nicht nur den Polizeipräsidenten gab es wirklich. Ein besonders interessanter Charakter ist der Arzt Viktor Adler, der Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war, und tatsächlich auch in diesem Ziegelwerk tätig war. Auch die Stadt selbst spielt eine recht große Rolle.
Die Geschichte ist sehr spannend. Der Autor erzählt aus mehreren Perspektiven sehr bildhaft und atmosphärisch, man fühlt sich wirklich, als sei man mittendrin im historischen Wien. Dazu trägt auch bei, dass der Dialekt durchscheint, und viele österreichische Ausdrücke verwandt werden. Manche werden direkt erklärt, für andere hätte ich mir ein Glossar im Anhang gewünscht. Allerdings kann man in der Regel aus dem Kontext schließen, was gemeint ist. Peter Lorath hat ausführlich recherchiert, das kann man auch seinem Nachwort entnehmen.
Leopold Kern war mir sofort sympathisch. Er hat schon einiges hinter sich, und vieles davon war nicht einfach. So hat er Frau und Tochter an die Cholera verloren. Wir nehmen teil an seinen Gedanken und Emotionen, so dass er einem wirklich nahe kommt. Er ist loyal, für Menschen, die ihm nahestehen und die er mag, tut er, was er kann. Mir gefiel besonders seine Beziehung zur Nachbarsfamilie. Ich bin gespannt darauf, ihn in den beiden Vorgängerbänden noch näher kennenzulernen.
Auch andere Charaktere gefallen mir gut, ich konnte zum Beispiel sehr mit Johann Artner mitfühlen, der sich beweisen will, und das gar nicht schlecht macht, er ist aber eben sehr unerfahren, und so unterlaufen ihm auch Fehler, einer davon sehr schwerwiegend.
Der Roman ist einer meiner Highlights in diesem Jahr. Atmosphärisch und sehr spannend, mit gelungenen Charakteren, sozialkritisch und mit viel Lokal- und Zeitkolorit, werden Historie und Fiktion perfekt verknüpft. Absolute Leseempfehlung!