Ein spannender und fesselnder Thriller

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stefan182 Avatar

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Inhalt: Beim Wiener Starermittler Johann „Jacket“ Winkler läuft es: Ihm gelang der Coup, einen großen Organhändlerring zu sprengen – ein Fall so spektakulär, dass Jacket einen Krimi darüber schreib, der zu einem Bestseller wurde und nun sogar verfilmt wird. Kurzum: Es könnte nicht besser für Jacket sein. Doch dann wird in der Nachbarschaft Jackets eine grausam drapierte Leiche gefunden, die mit dem Wort „Gestehe“ gezeichnet ist. Ein Umstand, der Jacket nicht kalt lassen kann, imitiert der Tatort doch eine Szene aus seinem bisher unveröffentlichten zweiten Krimi, dessen Handlung noch geheim ist...

Persönliche Meinung: „Gestehe“ ist ein Thriller von Henri Faber. Erzählt wird die Handlung aus drei verschiedenen Ich-Perspektiven. So findet sich neben der Perspektive von Jacket auch diejenige von Mohammad „Mo“ Moghaddam, einem jungen, von seinem Umfeld unterschätzten Ermittler, der ein interessantes Gegenstück zu Jacket bildet: Während Jacket alles nur so zuzufliegen scheint und er – durch den ihm vorausseilenden Starstatus – lax agiert, handelt Mo, dem nichts geschenkt wird, regelkonform, weshalb er versucht, den Mordfall so korrekt wie möglich zu klären. Zusätzlich zu diesen beiden Perspektiven existiert noch eine weitere Perspektive („Er“), zu der ich hier allerdings nichts weiter spoilern möchte. Die Handlung von „Gestehe“ ist durchweg fesselnd und spannend, was besonders an drei Aspekten liegt. So besteht einerseits das spannungsgeladene Mysterium, wie die Täterfigur, die die Tatorte aus Jackets bisher unveröffentlichtem Roman imitiert, überhaupt von diesen wissen kann. Andererseits ist Jacket kein zuverlässiger Erzähler: Mehrfach verschweigt er Informationen; permanent hat man das Gefühl, dass hinter seinem Coup (dem Sprengen des Organhändlerrings) mehr steckt, als er zugibt. Dadurch weiß man nie genau, inwiefern man Jacket überhaupt trauen kann. Zusätzlich ist bis zur Auflösung komplett offen, wer der rätselhafte „Er“ ist. Das Ende von „Gestehe“ hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ohne zu viel verraten zu wollen: Hier kommt es zu zwei überraschenden Twists, die wirklich kaum zu erahnen sind. Über die Thrillerhandlung hinaus schreckt Faber auch vor der Behandlung gesellschaftspolitischer Themen nicht zurück: Mehrfach wird der latente bis offene Rassismus, dem Mo privat wie beruflich aufgrund seines Migrationshintergrundes begegnet, thematisiert. Dies wird sehr eindrücklich und realistisch beschrieben, wodurch der Thriller – über seine letzte Seite hinaus – zum Nachdenken anregt. Der Schreibstil von Henri Faber ist anschaulich und flüssig zu lesen, sodass man nur so durch den Thriller fliegt. Insgesamt ist „Gestehe“ ein spannender und fesselnder Thriller, der die Grenzen von Realität und Fiktion auslotet.