Fulminanter und facettenreicher Thriller aus zwei Erzählperspektiven

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ech68 Avatar

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Mit diesem Buch legt der Autor Henri Faber einen fulminanten und facettenreichen Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

Seit einem spektakulären Fall vor einigen Jahren ist Johann „Jacket“ Winkler der Star-Ermittler der Wiener Kriminalpolizei. Sein Buch über die damaligen Ereignisse ist ein absoluter Bestseller und auch die nun anstehende Verfilmung des Stoffes verspricht, ein großer Erfolg zu werden. Mit echten Ermittlungen hat er eigentlich nichts mehr zu tun, sein Leben besteht nur noch aus repräsentativen Aufgaben und einer nahezu perfekten Selbstvermarktung. Als er eher zufällig zum Tatort eines brutalen Mordes kommt, erkennt er das dortige Szenario sofort wieder, denn der Täter hat eine Szene aus seinem noch unveröffentlichten Roman kopiert und dabei die Botschaft „Gestehe“ hinterlassen. Jacket reißt die Ermittlungen an sich und glaubt mit dem unerfahrenen Mohammad „Mo“ Moghaddam den richtigen Partner an seiner Seite zu haben, der für ihn die Drecksarbeit erledigen soll, ohne viele Fragen zu stellen. Doch der Außenseiter Mo will die unverhoffte Chance nutzen, um endlich voranzukommen.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und erzählt diese abwechselnd aus den Perspektiven von Jacket und Mo, die dabei jeweils in die Rolle des Ich-Erzählers schlüpfen. Durch eine gute Kennzeichnung zu Beginn der einzelnen Kapitel sind die Übergänge aber kein Problem. Immer wieder eingestreute Passagen aus der Perspektive des Täters sorgen für zusätzliche Spannung, ohne dabei schon zu viel über seine Identität zu verraten. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Besonders der undurchsichtige Jacket macht es einem dabei aber nicht wirklich leicht, ihn zu mögen. Die dramatischen Ereignisse bringen das Lügengebilde um ihn herum doch ziemlich ins Wanken und lassen ihn dabei eine Wandlung durchlaufen. Am Ende eines fulminanten Showdowns steht dann eine verblüffende, aber dennoch absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Doch gerade, als man glaubt, das Verwirrspiel endlich durchschaut zu haben, nimmt die Geschichte noch eine letzte Wendung, die wie eine kalte Dusche wirkt.

Wer auf spannende und eher düstere Thriller mit vielen überraschenden Wendungen steht, wird hier sehr gut bedient und unterhalten. Meine erste Begegnung mit dem Autor wird mit Sicherheit nicht meine letzte bleiben.