Ungewöhnlicher Inspektor, steigende Spannung, fesselnd!

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lunama Avatar

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Ich gestehe, dass ich mir das neue Buch von Henri Faber sofort holen musste, da mir bereits die beiden anderen Bücher von ihm so gefallen haben. Dieses Buch steht ebenso für sich allein und das finde ich schon mal prima. Das Cover ist jedoch an die anderen Bücher angepasst, aber es gefällt mir sehr gut und ich hätte in einer Buchhandlung auch sofort danach gegriffen.

Zu Anfang fand ich die Hauptfigur Johann Winkler, genannt Jacket, oder vielmehr Inspektor Jacket auch etwas ungewohnt, sogar befremdlich. Ein Wiener Polizei Inspektor und Bestsellerbuchautor, der sich für eine erfolgreiche Jagd und Zerschlagung eines Organhändlerrings und die Rettung eines kleinen Mädchens aus deren Händen als Held feiern lässt, genauso auftritt und das sogar so weit geht, dass sein Leben und sein Erfolg verfilmt werden sollen?
Ich hatte tatsächlich erst nur Fragezeichen im Kopf und war auch ziemlich verwundert. Das teilweise arrogante Auftreten und Verhalten von Jacket hat dann auch nicht unbedingt dazu beigetragen, ihn sofort zu mögen. Allerdings war mir schnell klar, dass sich hinter seiner Fassade noch was anderes verbergen könnte. Dennoch habe ich eine Zeitlang gebraucht, um wirklich mit Jacket warm zu werden, gleichzeitig fand ich ihn faszinierend und einzigartig und habe mir gleich gedacht, dass ich diesen Charakter nicht so schnell vergessen werde.

Auf der anderen Seite gibt es Mohammad Moghaddam, genannt Mo, oder Momo, wie er von seinen Kollegen bei Leib -Leben Polizei Wien genannt wird, der nach wie vor in einer Abteilung für Datenverarbeitung arbeitet, dort ziemlich genau und gewissenhaft, schon pedantisch arbeitet, aber gerne seinen ersten Fall oder gar Mordermittlung zugeteilt werden möchte. Er ist aber auch davon überzeugt, dass er aufgrund seiner Hautfarbe und seiner Abstammung keine Chance hat und bekommt.
Ich fand beide Charaktere sehr authentisch und lebendig dargestellt, ich habe sowohl Jacket sein Äußeres Gehabe als auch Mos Verhalten völlig abgenommen.
Als nun ein Mord geschieht und sich Hinweise verdichten, dass das neue geplante Buch von Jacket, von dem eigentlich noch keiner wissen dürfte, als Vorlage für diesen Mord gedient haben könnte, nimmt Jacket persönlich die Ermittlungen auf und Mo wird ihm zur Seite gestellt. Mo allerdings ist erstmal hin und hergerissen, alles andere als begeistert und weiß noch nicht genau, wie er Jacket und sein Verhalten einordnen soll.

Die Kapitel von Jacket und Mo in der Ich Perspektive wechseln sich ab, dazu gibt es noch kurze Kapitel mit einem unbekannten Er. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz, was es für mich immer gerade im Verlauf der Geschichte immer spannender gemacht hat. Spätestens ab der Mitte des Buches konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Offen gesagt hatte ich diese Steigerung erhofft, aber gerade am Anfang nicht erwartet.
Der Schreibstil hat mir super gefallen, teilweise sehr kurze Sätze, bildhafte Vergleiche, lockere Sprüche, humorvolle Anspielungen, liebevolle Momente, aber auch vor allem die Behandlung von hochaktuellen Themen fand ich sehr toll und hat mir richtig gut gefallen.
Immer wenn ich geglaubt habe, ich bin auf der richtigen Fährte, habe ich kurz darauf festgestellt, Nö, das war es jetzt auch wieder nicht. Ich mag sowas total, diese Wendungen, diese Sachen, die ich nicht unbedingt kommen sehe, die mich überraschen. Noch dazu fand ich das alles nachvollziehbar, clever und schlüssig und es hat mir super gefallen!

Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!