Queere Liebesgeschichte mit unerwartetem Verlauf

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libby196 Avatar

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Erstmal zum Oberflächlichen: Die Optik des Buchs gefällt mir sehr gut. Die Farbgestaltung und das Bild auf dem Cover haben mich direkt angesprochen, man kann hier auch schon etwas den Inhalt erahnen.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Der Zielgruppe (ich würde sagen, hauptsächlich Teenager bis Mitte 20-Jährige) angemessen, leicht verständlich und mit Elementen wie WhatsApp-Nachrichten ergänzt.

Die Geschichte um Henry und Louis wird abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt, sowohl in der "Jetzt"-Zeit am Tag der Familienfeier von Henrys Familie, als auch zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf ihrer fast 3-Jährigen Beziehung - vom ersten Kennenlernen, über einen Umzug, Ausflüge etc.

Auf dem Rückweg von der Feier haben die beiden einen Autounfall und Henry stirbt - statt im Krankenhaus wacht Louis jedoch am nächsten morgen in seinem Zimmer auf: Und der Tag beginnt erneut. Henry scheint aber nicht zu wissen, dass sie den Tag schon einmal erlebt haben. Steckt Louis in einer Zeitschleife? Und wenn ja, warum? Soll er Henry retten oder muss er irgendwas wiedergutmachen?

Die Prämisse der Geschichte, die queere Lovestory und auch die verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven haben mir gut gefallen. Es ist keine typische Kennenlern-Geschichte, sondern die beiden haben bereits eine Beziehung, über die man nach und nach mehr erfährt. Diese wurde mir aber manchmal schon fast *zu* kitschig, harmonisch und perfekt dargestellt, ich konnte die Gefühle der beiden irgendwie nicht so richtig spüren und beide Protagonisten bis zum Ende nicht richtig greifen. Vor dem Hintergrund wirkt dann der Auslöser des Konflikts am Abend vor der Familienfeier etwas überzogen.

Auch haben mir teilweise etwas die "Ecken und Kanten" der Protagonist:innen gefehlt. Die einzige problematische Person ist Louis' Vater, seinen familiären Hintergrund fand ich realistisch. Henrys Verwandte hingegen erscheinen alle fast als zu nett, verständnisvoll, harmonisch (wäre ja toll, wenn es so wäre, in dem Ausßmaß ist mir persönlich eine so perfekte Familie aber noch nie untergekommen). Die Zeitschleifen wurden auch irgendwann sehr wiederholend, hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht.

Das Ende war für meinen Geschmack zu kitschig und die "Moral" auch nicht gerade bahnbrechend. Mein Fall war die Auflösung der Zeitschleife nicht wirklich, am Ende wirkte alles zu überzogen. Aber eine schöne Erinnerung daran, Glücksmomente mehr zu schätzen und zu genießen, weil man nie weiß, wie viele man noch hat!

Zwei weitere Kritikpunkte (die auch im Rahmen der Leserunde angsrprochen wurden, in der ich das Buch lesen durfte), sollen nicht unerwähnt bleiben:

- Warum muss Henrys Hund ein gezüchteter Labradoodle sein? Diese Rasse wird zu Recht kritisiert und generell sollt die Züchtung kritisch gesehen werden.

- In der Sexszene wurde kein Gedanke an Safer Sex verschwendet (kein Kondom oder Testung erwähnt), was mMn definitiv wichtig ist!