Zwischen Festhalten und Loslassen

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Es gibt Geschichten, die einen streifen – und solche, die einen durchdringen. Gestern waren wir unendlich gehört eindeutig zu letzterem. Was Dominik Gaida hier geschaffen hat, ist mehr als ein Roman über Liebe und Verlust. Es ist eine zärtliche und zugleich schmerzhafte Auseinandersetzung mit dem, was es heißt, loslassen zu müssen – und dennoch nicht zu können.

Louis’ Schmerz ist roh, echt, fast körperlich spürbar. Die Wiederholung des Tages wirkt nicht wie ein plattes Zeitreise-Konzept, sondern wie ein poetisches Bild für Trauer: das unaufhörliche Zurückkehren zu dem Moment, in dem alles zerbrach. Gaida schreibt mit einer Ehrlichkeit, die wehtut, und einer Wärme, die tröstet. Jeder Satz scheint mit Bedacht gewählt, jede Szene trägt die Schwere unausgesprochener Gefühle in sich.

Was mich besonders berührt hat, war die feine Balance zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die queeren Figuren sind keine Klischees, sondern echte Menschen – mit Fehlern, mit Mut, mit einer Zerbrechlichkeit, die ihnen Tiefe gibt. Der Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein stiller Aufschrei gegen das Vergessen, gegen das einfache Weitergehen.

Ich habe beim Lesen oft pausieren müssen, um durchzuatmen, um zu fühlen, um loszulassen. Dieses Buch hallt nach. Es fordert keine schnellen Antworten – aber es schenkt das Gefühl, gesehen zu werden. Und manchmal ist genau das das Wertvollste, was Literatur tun kann.