Gutes Zeitdokument
Es ist nicht ganz einfach, für dieses Buch eine Rezension zu schreiben.
Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, Romane und Dokumentationen,
die versuchen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie es zu diesem
Desaster kommen konnte. Wieso so viele Menschen offenbar den Kopf
in den Sand steckten, irgendwie mitmachten, zumindest schwiegen…
Arno Frank beschreibt sehr subtil – in jeglicher Bedeutung dieses Wortes -
die BewohnerInnen der fiktiven Stadt Ginsterburg in der Mitte Deutschlands.
Da ist die Buchhändlerin Merle, in deren Regalen 1935 plötzlich viele ihrer
geliebten Bücher fehlen. Ihr Sohn Lothar, eben noch ein Kind, das Insekten
sammelt, wird in der Hitlerjugend spielerisch mit anderen gefährlicheren Flug-
objekten vertraut gemacht, die gewaltbereiten Zwillinge Bruno und Knut sind
sich der Macht ihrer HJ-Uniform schon sehr bewusst. Der Journalist Eugen wagt noch satyrische Zeilen über Parteibonzen, seine Tochter Gesine ist noch ein harmloses, verspieltes junges Mädchen. Und da sind auch noch ein Blumenhändler, der zum Kreisleiter aufgestiegen ist, ein Papierhändler, der das Geschäfts seines Lebens mit der Kriegswirtschaft zu machen hofft, ein Arzt, der gewissenlos gegen seinen einstigen Eid verstößt. Da ist auch Fritz, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam und von seiner Mutter von Anfang an als Bürde empfunden wurde.
Alle diese Personen sind sehr sanft, sehr poetisch, sehr empathisch geschildert.
1940 sind die Lücken in Merles Bücherregalen nicht mehr zu übersehen, Lothar schießt bedenkenlos feindliche Flieger ab, Bruno und Knut kämpfen an der Front, Eugen hat Angst, dass ihm seine früheren Essays zum Verhängnis werden könnten, Gesine, inzwischen in der Hauptstadt Berlin lebend, ist davon überzeugt, als Mitglied des BDM für ihr Land zu arbeiten. Und Fritz Mutter ist froh, dass sich die Partei um Fritz kümmert und ihn in der Landesheilanstalt unterbringt.
Ich möchte diesem Buch nicht absprechen, dass es seinen Platz in der Literatur hat.
Gerade heute kann es nicht genügend Berichte über „damals“ geben, um uns immer wieder daran zu erinnern, wie aus unterschwelliger Unzufriedenheit schnell Unfreiheit entstehen kann. Aber auch dieses Buch bietet keine Lösung an, wie das zu verhindern gewesen wäre und wie wir uns heute dagegen stemmen können.
Dass nach weiteren 5 Jahren Ginsterburg mit allen seinen Einwohnern, soweit sie nicht schon im Krieg gefallen sind, dem Erdboden gleich gemacht wird und alle, unabhängig von mehr oder weniger Schuld, ausgelöscht werden, ist nur konsequent.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, es regt zum Nachdenken an, auch wenn es uns als Hinweis auf die Lösung unserer heutigen Probleme nur bedingt helfen kann.
Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, Romane und Dokumentationen,
die versuchen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie es zu diesem
Desaster kommen konnte. Wieso so viele Menschen offenbar den Kopf
in den Sand steckten, irgendwie mitmachten, zumindest schwiegen…
Arno Frank beschreibt sehr subtil – in jeglicher Bedeutung dieses Wortes -
die BewohnerInnen der fiktiven Stadt Ginsterburg in der Mitte Deutschlands.
Da ist die Buchhändlerin Merle, in deren Regalen 1935 plötzlich viele ihrer
geliebten Bücher fehlen. Ihr Sohn Lothar, eben noch ein Kind, das Insekten
sammelt, wird in der Hitlerjugend spielerisch mit anderen gefährlicheren Flug-
objekten vertraut gemacht, die gewaltbereiten Zwillinge Bruno und Knut sind
sich der Macht ihrer HJ-Uniform schon sehr bewusst. Der Journalist Eugen wagt noch satyrische Zeilen über Parteibonzen, seine Tochter Gesine ist noch ein harmloses, verspieltes junges Mädchen. Und da sind auch noch ein Blumenhändler, der zum Kreisleiter aufgestiegen ist, ein Papierhändler, der das Geschäfts seines Lebens mit der Kriegswirtschaft zu machen hofft, ein Arzt, der gewissenlos gegen seinen einstigen Eid verstößt. Da ist auch Fritz, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam und von seiner Mutter von Anfang an als Bürde empfunden wurde.
Alle diese Personen sind sehr sanft, sehr poetisch, sehr empathisch geschildert.
1940 sind die Lücken in Merles Bücherregalen nicht mehr zu übersehen, Lothar schießt bedenkenlos feindliche Flieger ab, Bruno und Knut kämpfen an der Front, Eugen hat Angst, dass ihm seine früheren Essays zum Verhängnis werden könnten, Gesine, inzwischen in der Hauptstadt Berlin lebend, ist davon überzeugt, als Mitglied des BDM für ihr Land zu arbeiten. Und Fritz Mutter ist froh, dass sich die Partei um Fritz kümmert und ihn in der Landesheilanstalt unterbringt.
Ich möchte diesem Buch nicht absprechen, dass es seinen Platz in der Literatur hat.
Gerade heute kann es nicht genügend Berichte über „damals“ geben, um uns immer wieder daran zu erinnern, wie aus unterschwelliger Unzufriedenheit schnell Unfreiheit entstehen kann. Aber auch dieses Buch bietet keine Lösung an, wie das zu verhindern gewesen wäre und wie wir uns heute dagegen stemmen können.
Dass nach weiteren 5 Jahren Ginsterburg mit allen seinen Einwohnern, soweit sie nicht schon im Krieg gefallen sind, dem Erdboden gleich gemacht wird und alle, unabhängig von mehr oder weniger Schuld, ausgelöscht werden, ist nur konsequent.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, es regt zum Nachdenken an, auch wenn es uns als Hinweis auf die Lösung unserer heutigen Probleme nur bedingt helfen kann.