Dunkle Wolken über Wollseifen

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„Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari ist eine Geschichte von Liebe und Mut in unruhigen Zeiten, so der Klappentext.
Der Roman beginnt 1919. Albert hat im Großen Krieg (1. Weltkrieg) gedient und kommt mit einem entstellten Gesicht zurück nach Hause auf seinen Hof in der Eifel. Der Ort heißt Wollseifen. Seine Frau Bertha kann sich an seinen Anblick nicht gewöhnen und wendet sich von ihm ab. Leni – die Verlobte seines im Krieg gestorbenen Freundes Hennes- kennt keine Berührungsängste, doch beide wissen, dass sie nur Freunde bleiben können und nicht mehr. Bertha und Albert bekommen weitere Kinder und diesen zuliebe, lässt Albert in vielen aufwendigen Operationen, sein Gesicht rekonstruieren. Bertha und Albert kommen sich wieder näher, doch es wird nichts mehr wie früher, was auch an Berthas Depressionen liegen mag. Die Jahre gehen ins Land. Die Dorfgemeinschaft erlebt Fortschritte und eine gute Zeit. Da ziehen dunkle Wolken auf und das NS-Regime macht auch vor Wollseifen nicht halt. Leni heiratet – völlig überstürzt- Meller, er ist ein NSDAP Emporkömmling, der dem Dorf nicht gut tut. Nach und nach wird ihr der Fehler bewusst, den falschen Mann geheiratet zu haben, doch es ist zu spät. Auch der gemeinsame Sohn Siegfried bekommt das zu spüren. Ihre Tochter Hildegard (aus der Beziehung zu Hennes) kann sich dem entziehen. In der Nähe von Wollseifen entsteht ein Ausbildungszentrum der Nazis: Vogelsang. Die Dorfgemeinschaft spaltet sich immer mehr. Wer kann wem noch vertrauen. Albert und sein Freund -der Gastwirt Silvio -verlieren Familienmitglieder durch Unfälle und Krieg, denn mittlerweile fordert der 2. Weltkrieg viele Opfer. Leni zeigt mehr und mehr Stärke, muss aber auch Verluste hinnehmen. Dann ist der Krieg zu Ende und nichts ist mehr wie es war. Die Siegermächte haben einen Plan, der für Wollseifen schwerwiegende Folgen hat. Finden die Überlebenden trotzdem ihr Glück?
Das 399 Seiten umfassende Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Teil umfasst die Jahre von 1919 bis 1928, der zweite 1930 bis 1939 und der dritte und kürzeste Abschnitt von 1939 bis 1949. Anna-Maria Caspari hat sachlich und flüssig geschrieben. Neben Albert gibt es noch weitere Protagonisten. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Charaktere zu beschreiben, trotz vieler Figuren, habe ich zu keiner Zeit den Überblick verloren. Die Kapitel haben eine angemessene Länge und es wird ohne Längen erzählt. Ich konnte dem Geschehen sehr gut folgen und wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Der Roman basiert auf authentische Begebenheiten, welche mir bis dahin nicht bekannt waren. So hatte ich vorher noch nicht von Vogelsang gehört und das nach Kriegsende ganze Dörfer umziehen mussten, war mir auch neu. Insofern trägt dieser Roman auch dazu bei, Geschichtswissen zu vermitteln und ist nicht nur Unterhaltung. Diese Mischung gefällt mir immer sehr gut. Belebung findet dieses Buch auch, durch die eingeschobenen Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender, hier werden in Kürze die wichtigsten Eckdaten geschildert.
In ihrer Danksagung erwähnt die Autorin, dass „Ginsterhöhe“ ein Teil einer Trilogie ist. Ich bin also gespannt auf das nächste Buch von Anna-Maria Caspari.