Ein Roman mit einer interessanten Thematik, der mich leider nicht ganz überzeugen konnte

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emma217 Avatar

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"Ginsterhöhe" von Anna-Maria Caspari erzählt die Geschichte der Bewohner des kleinen Eifeldorfes Wollseifen zur Zeit der beiden Weltkriege. Im Zentrum des Geschehens steht der Bauer Albert Lintermann, der schwer kriegsverwundet aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt ist.

Der Einstieg in den Roman hat mir sehr zugesagt. Die ruhige Erzählweise der Autorin fängt den Charakter des dörflichen Lebens zur damaligen Zeit gut ein und lässt Wollseifen zu neuem Leben erwachen. Auch das Thema ist sehr interessant. Die Ordensburg Vogelsang, die heute ein Museum ist, sowie die Überreste des geschichtsträchtigen Dorfes sind nur eine knappe Stunde Autofahrt entfernt und verleihen der Thematik dadurch für mich eine noch größere Bedeutung.

Leider schwand meine anfängliche Begeisterung mit der Zeit immer mehr, was größtenteils an folgenden Punkten liegt: Aufgrund der Vielzahl an Personen und großen Zeitsprüngen bleiben die meisten Figuren blass und oberflächlich. Immerhin wird hier auf knapp 400 Seiten der Lebensweg von drei im Zentrum stehenden Familien (und mehreren Nebenfiguren) über einen Zeitraum von 30 Jahren beschrieben. Mich überkam während des Lesens immer mehr das Gefühl, dass die Autorin so viele Aspekte der Schreckensherrschaft der Nazis wie möglich am Beispiel dieses Eifeldorfes beschreiben wollte. Mir persönlich hätte es jedoch wesentlich mehr zugesagt, wenn sie sich auf einen kleineren Personenkreis beschränkt und diesem mehr Leben eingehaucht hätte. So ließen mich die Schicksale allzu oft fast unberührt zurück. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto größer werden zudem die Zeitsprünge und die Wechsel zwischen den Perspektiven, was schließlich zu einem eher hektischen Abschluss des Romans führt.

Gut gefallen haben mir hingegen die Aufzeichnungen des Lehrers Faßbender, die kurz zusammengefasst die wichtigsten Ereignisse des Dorfes und der Weltpolitik aus seinem Blickwinkel beleuchten.

Fazit: "Ginsterhöhe" ist ein historischer Roman mit einer interessanten Thematik, der mich aufgrund der großen Zeitsprünge und der fehlenden Charaktertiefe jedoch leider nicht ganz überzeugen konnte. 3/5