Geschichte greifbar gemacht

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stoepfel Avatar

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Zunächst vielen Dank an den Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Es sind zwei Geschichten in einer. Die der Menschen aus Wollseifen und die des Dorfes Wollseifen. Gezeichnet werden sie vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit viel Feingefühl und Blick für Details. Drei Familien stehen im Mittelpunkt der Erzählung, ihre Geschicke sind mehrfach miteinander verwoben, ohne dass es künstlich wirkt. Der Erzählstil ist flüssig, die Geschichte flog nur so dahin. Unterbrochen wird die (Haupt-)Erzählung durch Tagebucheinträge des Dorflehrers, der dadurch eine Art Chronistenfunktion für die Vorgänge in der Außenwelt hat. Sie erleichtern darüber hinaus die zeitliche Einordnung etwas, denn die Geschichte selbst folgt keiner klaren Chronologie. Das ist ungewohnt, aber erfrischend, weil immer selbsterklärend und nachvollziehbar.
Der Autorin gelingt es, die Figuren klar zu zeichnen. Die Traumata des Ersten Weltkrieges wirken, jede/r im Buch hat seine Sicht darauf. Man fühlt mit den Protagonist/innen, hält die Luft an, hofft und ist erschüttert, erleichtert, tief ins Herz getroffen. Auch die Darstellung des Dilemmas der Machtergreifung der Nationalsozialisten – dass zwar viele ein ungutes Gefühl, aber nichts so recht „in der Hand“ hatten und daher eine stumme Mehrheit der eigentlichen Minderheit zum Aufschwung verhalf – wird gut transportiert. Bisweilen war ich sogar ein wenig neidisch auf diese in großen Teilen und zu manchen Zeiten scheinbar intakte Dorfgemeinschaft.
Zum eigentlichen Inhalt sagt der Klappentext genug, stilistisch ist das Buch aus meiner Sicht gelungen und die Ankündigung einer Trilogie lässt mich die Autorin unbedingt im Auge behalten!