Literarische Chronik einer verschwundenen Heimat

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"Ginsterhöhe" erzählt als mehrere Jahrzehnte umfassender Roman die reale Geschichte des Ortes Wollseifen in der Eifel und seiner Bewohner und erinnert von Rhythmus und Erzählgeschwindigkeit an eine Dorfchronik.
Der ruhige und sachliche Sprachstil folgt der gemächlichen Ruhe des kleinen Ortes, in dem das Leben so seinen Gang geht und in dem selbst die historischen Veränderungen stoisch hingenommen werden, denn das Leben in der Landwirtschaft muss schließlich weitergehen, und spiegelt auch das Wesen der größtenteils pragmatischen, nicht sehr wortreichen Charaktere der Gegend wider.

Die verschiedenen Figuren des Dorfes mit ihren Ansichten, Beweggründen und Wünschen sind sehr authentisch dargestellt, so dass ihre Schicksale bewegend und spannend werden, auch wenn die einzelnen Ereignisse eher ohne Dramatik erzählt werden. Ein großer Teil des Geschehens wird vielmehr angedeutet, so dass man als Lesende*r selbst entsprechende Stellen emotional ausfüllt, was durch Kenntnisse der Zeit und den spürbaren dunklen Schatten, der sich über Wollseifen und seine Bewohner legt, nicht schwer fällt. So oder ganz ähnlich ist es den Menschen ergangen, eine zusätzliche literarische Zuspitzung würde nicht in die Stimmung der Geschichte passen.

Eine sehr gelungene Verbindung von realer Lokal- und Zeitgeschichte, die dazu einlädt, sich eingehender mit der spannenden Vergangenheit des realen Schauplatzes zu beschäftigen, mit einer fiktiven Familiengeschichte und interessanten Figuren, denen man gerne noch durch ihr weiteres Leben folgen würde.